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Lennart M.Kommentar am 15.08.2013 um 22:24

In meinen Augen ist es sehr wichtig sich mit der im Text genannten Fragestellung auseinanderzusetzen. Blauäugig nur die positiven Aspekte der Umstrukturierung im Emscher-Raum aufzuzählen, um den Umbau voranzutreiben würde unserer gesellschaftlichen Verantwortung, auch oder vor allem auf alle Schichten in Deutschland zu achten, nicht gerecht werden.
Wie im Text erwähnt stellt die Gentrifizierung in vielen Großstädten ein immer stärkeres Problem dar. Hamburg als Beispiel – hier konnte man in den letzten Jahren mit bloßem Auge beziehungsweise nachweislich an Hand der Mietpreise die starke Veränderung der Stadtteile St. Pauli (Schanzenviertel) und St. Georg beobachten. Die überwiegend ärmere Bevölkerung musste aufgrund der hier entstehenden Szeneviertel weichen und werden immer mehr an die Ränder Hamburgs gedrängt.
Ob das gleiche Schicksal auch den Bewohnern im Emscher-Raum durch die Aufwertung blüht ist schwer einzuschätzen. Doch nur aufgrund der Möglichkeit darf es nicht bedeuten, dass das gesamte Projekt in Frage gestellt wird. Es steht außer Frage, dass im Großem und Ganzem die komplette Region davon profitieren wird. Für alle Bevölkerungsschichten wird es zwar Veränderungen geben, welche neue Herausforderungen darstellen, doch wenn die genannten strategischen Ansätze (Teilhabe der Bevölkerung, Aneignungsfähige Räume, differenzierte Wohn- und Siedlungstypologien) im Auge behalten werden, überwiegen eindeutig die Vorteile.

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Emmanuel A.Kommentar am 15.11.2013 um 00:14

Meiner Meinung nach ist die Antwort auf die Frage „Verdrängt das neue Emschertal womöglich einer Teil seiner alten Bewohner?“ auschlaggebend. Die Frage „Kann es einen Wandel des Emschertals ohne Gentrifizierung geben?“ lässt sich meiner Meinung nach leicht mit „Nein“ beantworten, denn wie Reicher in ihrem Text treffend feststellt, kann es nachhaltige räumliche Veränderungen des Images beziehungsweise der Lebensqualität nicht ohne einen kulturellen und sozialen Wandel geben. Und dieser Wandel muss nicht immer schlecht sein. Ich sehe in Gentrifizierung ebenfalls positive Effekte. Durch einen Wandel in der Bevölkerung in der Emscher-Region wird diese Region zahlungskräftiger und bietet dadurch Geschäftsleuten die Möglichkeit in dieser Region Geld zu verdienen und sich in dieser Gegend niederzulassen, wodurch Arbeitsplätze entstehen können, die wiederum dafür Sorgen, dass sich die soziale Situation der Bevölkerung in diesem Raum sich verbessert.
Allerdings, auch hier liegt Richter richtig, kann dies zu einer Steigerung führen, die die Region für bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht mehr bewohnbar machen. Richter stellt aber fest, dass sich diese Entwicklung im Ruhrgebiet bisher nicht abzeichnet. Eine solche Entwicklung zeichnet sich eher in Großstädten ab. Als gutes Beispiel dafür ist, wie mein Vorredner schon festgestellt hat, Hamburg. Wie bereits erwähnt, lässt sich bisher nicht absehen, dass es in der Emscher-Region zu einer Verdrängung der finanzschwächeren Bevölkerungsgruppen kommen muss. Daher bin ich ebenfalls der Meinung, dass dieses Projekt nicht generell in Frage gestellt werden darf, nur weil es eventuell zu einer Gentrifizierung der Region kommen könnte, von der die Region in vielerlei Hinsicht profitieren würde. Es muss nur ein Weg gefunden werden, die möglicherweise vertriebenen Personen in irgendeiner Art und Weise aufzufangen, ohne sozial schwache Wohngebiete entstehen zu lassen. Eventuell muss die Gemeinde, Stadt oder Region, vielleicht sogar die Regierung eingreifen beziehungsweise unterstützen, sei es mit finanziellen Mittel oder einfach nur Restriktionen. Wie genau das aussehen könnte, kann ich an dieser Stelle auch nicht beantworten.
Ich möchte an dieser Stelle auf die von mir als auschlaggebende Frage zurückkommen. Ich denke, dass die Aufwertung des Emschertals zu einer partiellen Verdrängung seiner alten Bewohner kommen kann, allerdings ist das bei einer gewollten Aufwertung nicht vermeidbar und nicht unbedingt nur negativ zu beurteilen.

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Christopher K.Kommentar am 18.11.2013 um 00:42

Das Problem der Gentrifizierung, mit dem sich Christa Reicher in ihrem Artikel befasst, hat weder seinen Ursprung in der Emscher-Region, noch ist es auf diese beschränkt. Wenn von der „Aufwertung“ bestimmter Regionen oder Stadtteile die Rede ist, klingt das zunächst positiv. Jemand, der sich also weder mit der Thematik befasst hat, noch jemals Zeuge einer (positiven) räumlichen Veränderung geworden ist, wird nicht direkt an die damit einhergehenden sozialen und kulturellen Folgen für die neuen und alten Bewohner dieses Ortes denken. So fand Gentrifizierung in der Bundesrepublik beispielsweise nach dem Mauerfall in den Berliner Stadtteilen Friedrichshain und Prenzlauer Berg statt, in denen zahlreiche Bewohner nach und nach in andere Gebiete abwandern mussten und müssen, weil sie sich die steigenden Mieten in den „Szenevierteln“ nicht länger leisten können.
Die Ausgangslage in der Emscher-Region ist natürlich nicht identisch und die Autorin weist ebenfalls darauf hin, dass Umstrukturierung und damit einhergehende Aufwertung im Ruhrgebiet generell „vergleichsweise milde“ verläuft. Wie sich die Lage der gegenwärtigen Bevölkerung in den Gebieten um die Emscher nach dem fertiggestellten Umbau allerdings entwickeln wird, ist nur schwer abzusehen, da es zwar Beispiele für Gentrifizierung gibt, jedoch keines das mit diesem Projekt zu vergleichen wäre. Es liegt allerdings nahe, dass sich die Verdrängung, sollte sie, wie zum Beispiel am Dortmunder Phoenix See befürchtet, einmal beginnen, nur noch schwer aufhalten ließe und ebenfalls die benachbarten Gebiete betreffen würde.
Reichers Beispiele, die gegen eine Verdrängung durch Aufwertung sprechen, lassen sich unter den Schlagwörtern Integration und Teilhabe der Bevölkerung oder angepasste Entwicklung und Gestaltung zusammenfassen. Diese klingen in der Theorie zwar sinnvoll, genau wie die „Schaffung von neuen Wohnquartieren“, sie lassen dabei allerdings die Umsetzung in der Praxis und die entsprechende Finanzierung offen. Besonders problematisch ist dies unter dem Gesichtspunkt, dass sich die Folgen einer einmal begonnen Gentrifizierung – auch für die anliegenden Regionen – nur schwer absehen lassen. Dennoch hat Reicher mit der Armut wohl das entscheidende Problem des Emscher-Raums identifiziert. Ohne eine Aufwertung besteht so die Gefahr eines wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen „Verfalls“ der gesamten Region.

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Hendrik D.Kommentar am 18.11.2013 um 11:47

In dem Text von Christa Reicher wird die Problematik der Aufwertung von urbanen Arealen dargestellt. Die zahlreichen in der Öffentlichkeit bekannten positiven Aspekte können zu einer Gentrifizierung führen. Der räumliche Wandel in diesen Transformationsprozessen wertet die Lebensqualität des Areals auf und steigert somit das Interesse der Menschen an diesem Ort zu leben. Dieses Gesteigerte Interesse führt nicht nur in der freien Marktwirtschaft zu höheren Preisen.
Dieses Phänomen der Gentrifizierung lässt sich in beinahe jeder Großstadt verfolgen. Die Mietpreise steigen Jahr für Jahr an. Wichtig bei dieser Betrachtung ist das Wissen, dass die Erhöhung der Mietpreise reglementiert ist. Die gesetzlichen Auflagen unterbinden das schlagartige Ansteigen von Mietpreisen. Deswegen fallen nicht alle Gentrifizierungen sofort auf und werden erst später als solche erkannt. Dies erschwert das Einleiten von Gegenmaßnahmen.
Ob dem Emschertal eine Gentrifizierung durch die Transformation bevorsteht bleibt abzuwarten. Dennoch sollte die Transformation wie im Beispiel des Emschertals als etwas Positives und Gewinnbringendes für die gesamte Umgebung gesehen werden. Doch ein großer Teil des Veränderungsprozesses wird letzten Endes an Hand der Verträglichkeit entschieden werden. Große und schnelle Veränderungen bergen immer die Gefahr, die konfrontierten Menschen zu überfordern oder ihnen nicht die Möglichkeit zu geben, sich anzupassen.

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