Modernen Paradiesen gehen oft Zerstörung, Katastrophe oder der Exodus voraus. Auf Brachflächen und anderen verwaisten Geländen kann sich Neues frei entfalten. So jedenfalls interpretieren einige Künstler der hier vorgestellten Ausstellung den Begriff des idealen Urgartens. Mit dabei sind auch drei Künstler, die im Rahmen der EMSCHERKUNST bereits in unserer Region Eindrücke gesammelt und anschließend auch hinterlassen haben.
Mit Michael Sailstorfer, Tobias Rehberger und Olaf Nicolai sind drei Künstler an "Ärger im Paradies" beteiligt, die die vorparadisischen Zustände entlang der Emscherufer im Rahmen der beiden EMSCHERKUNST Ausstellungen 2010 und 2013 künstlerisch interpretieren durften. In der aktuellen Schau in Bonn zeigen sie Arbeiten ebenfalls "open air" - auf dem Dach der dortigen Kunsthalle. ›Ärger im Paradies‹ - der Titel der Ausstellung ist geflügeltes Wort und Vorahnung zugleich. Mit dem ›Ärger im Paradies‹ beginnt unsere Kulturgeschichte, die zwiespältige Verstrickung von Natur und Zivilisation. Die Bürde liegt dabei schon in der Abgrenzung der Begrifflichkeiten – wo hört Natur auf, wo fängt Kultur an?
Die Unterscheidung prägt unser Weltbild bereits seit der Renaissance und zielt auf die Trennung zwischen einer unpersönlichen, von Naturgesetzen bestimmten Sphäre und einer von Individualität und zielgerichteter Produktivität geprägten Menschenwelt. Die Selbstverständlichkeit dieser Kosmologie zu hinterfragen, mag einerseits einem Frevel gleichkommen, gilt die Kultur doch als Sinnstifterin menschlicher Existenz. Es sind andererseits die deutlichen Zeichen unserer Zeit, die darauf drängen, zumindest die Schärfe der Abgrenzung sowie das vermeintlich gegensätzliche Verhältnis von Natur und Kultur zu bewerten.
14 zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler setzen sich im Dachgarten, auf dem Museumsplatz und im Foyer der Bundeskunsthalle mit den Themen „Garten“ und „Natur“ auseinander und erforschen die Gegensätzlichkeit von Natur und Kunst beziehungsweise von Natürlichkeit und Künstlichkeit. Der Garten steht symbolisch für die Kultivierung und Gestaltung von Natur, für die Zähmung wilden Wuchses und die urbane Sehnsucht nach bepflanzter Idylle. Seit dem 20. Jahrhundert ist der Garten auch ein zentrales Element moderner Städteplanung, sei es in Form von botanischen Gärten, Parkanlagen, kleineren Grünflächen im öffentlichen Raum und Naherholungsgebieten oder auch im privaten Bereich. Das Ausstellungsprojekt lässt eine heterogene Landschaft mit eigens von Künstlern gestalteten (Garten-)Räumen in situ, aber auch bereits existierenden Kunstwerken entstehen.
Autor: Red. EMSCHERplayer, Quelle: Kunsthalle Bonn
PDF anzeigenAusstellungsansicht, Foto: Dr. Mark Brandenburgh, 2015 © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH
That day I oft remember,
when from sleep
I first awaked, and found
myself reposed,
Under a shade, on flowers,
much wondering where
And what I was, whence
thither brought, and how. 2015
© Olaf Nicolai und Galerie EIGEN + ART, Leipzig/Berlin