EMSCHERplayer // Magazin // Kommunikation und Partizipation // Sich Die Welt Zu Eigen Machen
Im Ruhrgebiet aufzuwachsen, heißt nicht automatisch, mit der Region vertraut zu sein. Wenn man mitten in etwas drin steckt, sieht man es meist nicht gut und es dauert lange, bis man die Bedeutungen und Besonderheiten regionaler Herkunft begriffen hat. Hierzu braucht es sowohl Distanz als auch Anlässe zum Nachdenken. Schreiben kann dabei als Motor und Katalysator wirken und außerdem Spaß machen.
Ich wurde im Strukturwandel groß. In einer Region, die auf der Suche nach einer neuen Identität war. Ich war mit der eigenen Identitätssuche beschäftigt. Mit dem eigenen Strukturwandel, auch Pubertät genannt. Mein Strukturwandel verlief parallel zur Internationalen Bauausstellung Emscher Park. 1989, als die IBA startete, war ich acht Jahre alt. Und achtzehn, als sie 1999 ihren Abschluss fand. Ich lebte mitten im Emscherpark. Trotzdem berührten sich meine Welt und die der IBA nicht. Heute wundere ich mich darüber. Aber vielleicht ist es gar nicht so verwunderlich. Ich hatte kein Bewusstsein für die Region, in der ich lebte. Ich sah nichts Besonderes daran. Ich kannte es ja nicht anders. Um zu begreifen, fehlte mir die Perspektive: der Blick nach hinten, in die montanindustrielle Vergangenheit, der Blick nach vorne, in eine ungewisse Zukunft, der Vergleich mit anderen Regionen. Wahrscheinlich geht es den meisten Kindern und Jugendlichen, egal wo sie groß werden, ähnlich und sie haben wenig Bewusstsein für die Stadt oder Region, in der sie leben. Ihnen fehlt die Perspektive, der Zusammenhang. Wahrscheinlich geht es auch vielen Erwachsenen so. Auch für sie gilt: Wenn man mitten in etwas drin steckt, sieht man es meist nicht gut. Mit Abstand betrachtet wäre es leichter, aber dann fehlt oft das Gefühl. Aber zurück zu den Kindern und Jugendlichen: Ich glaube, dass es wichtig für Heranwachsende ist, ein Bewusstsein für das eigene Umfeld zu entwickeln. Anders gesagt: Sich den eigenen Lebensraum anzueignen, ist ein wichtiges Moment von persönlicher Entwicklung. Mit Aneignung meine ich hier weder den Erwerb von Eigentum noch das physische Erobern des Raumes. Ich meine die geistige Aneignung der Region. Das Wissen um Hintergründe, Bedingungen, Besonderheiten. Ich meine aber auch: sich ein eigenes Bild davon machen, die Region im Kopf zu (re)konstruieren. Diese Aneignung ist nötig, damit wir uns verorten können. Möglichkeiten erahnen. Meinungen bilden. Stärken und Schwächen erkennen. Uns bewusst für oder gegen die Region als Heimat entscheiden. Wie aber schafft man es, sich diese Welt anzueignen? Man müsste beides gleichzeitig sein: innen und außen. Man müsste beides gleichzeitig können: Distanz aufbauen, ohne das Gefühl zu verlieren. Wie kann das gehen?
Eine, wenn auch bestimmt nicht die einzige Antwort auf diese Frage lautet: durch Lesen und Schreiben. Das ist ein Weg, sich mit der eigenen Region auseinanderzusetzen, der nicht zwangsläufig in Liebe zu ihr münden muss, der aber mündig macht, uns für oder gegen diese Liebe zu entscheiden. In meinem Fall mündete die ‚buchstäbliche’ Auseinandersetzung mit dem Ruhrgebiet in Liebe. Einer Liebe, die begann, als ich eher unfreiwillig nach dem Abitur im Ruhrgebiet blieb. Ich hatte nach Berlin gewollt. Oder nach Hamburg.Damals war meine Liebe zunächst eher Trotz. Ich vermute, jeder, der im Ruhrgebiet lebt, kennt Situationen, in denen man die Region vor Kritik verteidigen muss. Wenn man erklärt, dass auch zersiedelte Städte ohne lange Historie schön sein können. Ich verteidigte die Region so lange vor den Freunden aus Hamburg und Berlin, bis ich selbst daran glaubte. Den Beginn meiner wirklichen Ruhrgebiets-Aneignung, die über diese etwas trotzige, oberflächliche Liebe hinausgehen sollte, datiere ich aber erst auf das Kulturhauptstadtjahr 2010. Anders als die IBA Emscher Park traf mich dieses Großereignis als ich bereits angefangen hatte, ein Bewusstsein für die Region zu entwickeln.
Die Kulturhauptstadt wurde mein Anlass, mich lesend und schreibend tiefer in die Region zu begeben. Schicht um Schicht. Wie die Kumpel unter Tage. Ich las viel Ruhrgebietsliteratur. Schrieb Rezensionen. ‚Europa erlesen – Ruhrgebiet’ war der Titel einer der Anthologien, die ich damals las und rezensierte. Und ‚erlesen’ im wahrsten Sinne des Wortes trifft es gut. Ich las mich hinein in diese Region, in der ich gemeint hatte, schon lange angekommen zu sein. Eine Sache, die ich am Lesen wunderbar finde, ist die Möglichkeit, in andere Situationen hineinzuschlüpfen – fast so, als erlebte man sie selbst. Ich wandelte durch die Texte eines früheren, eines gegenwärtigen und eines zukünftigen Ruhrgebiets, als wandelte ich wirklich durch Zeit und Raum. Und begann einiges zu begreifen. Dass der Strukturwandel auch eine Chance und nicht bloß ein Fluch ist, zum Beispiel. Dass meine Trotzliebe mir ein sehr verklärtes, romantisiertes Arbeiterleben im Ruhrpott eingeredet hatte. 2010 begann ich auch, in Blogs über die Region zu schreiben. Zunächst vor allem essayistische Berichte über die Kulturhauptstadt. 2011 führte ich viele Interviews mit Akteuren aus dem Kulturbetrieb. Ich wollte ihre Meinungen hören. Ihren Rückblick auf das Kulturhauptstadtjahr und das Ruhrgebiet. Ihren Blick nach vorne. Ich sammelte Blickwinkel und Perspektiven. Und erschloss mir so nach und nach meinen eigenen Standpunkt. Aber auch: mein Ruhrgebiet. Das ich nun nicht mehr durch die rosarote Brille betrachtete. Sondern mit etwas mehr Distanz. Das Gefühl aber, die Liebe, blieb. Wuchs sogar noch. Weil ich mein Ruhrgebiet nun besser kannte. Auch seine Schwächen akzeptierte. Ich habe seitdem nicht mehr aufgehört, über das Ruhrgebiet zu schreiben. Ich erschreibe mir meine Region. Lerne immer wieder dazu.
Schreiben führt mich tief in die Dinge hinein, weil ich ganz genau hinsehen und -fühlen muss, um die Welt zu beschreiben. Ich recherchiere für das Schreiben und eigne mir so neues Wissen an. Mit diesem Wissen wiederum setze ich mich schreibend auseinander, finde meine eigene Meinung dazu. Ich erschreibe mir Dinge. Sie werden mein. Was ich mir einmal angeschrieben habe, wird immer Teil von mir bleiben. Ich ergreife Besitz. Ich erobere. Ich mache die Dinge zu ‚meiner Geschichte’. Die Region zu ‚meinem Ruhrgebiet’. Schreiben schafft aber gleichzeitig auch Distanz, weil die Worte nicht mehr in meinem Kopf, sondern auf dem Papier, respektive dem Bildschirm, zu finden sind. Ich schreibe sie aus mir heraus. Ich schreibe mich hinein in die Welt und die Welt hinein in mich. So ist Schreiben ein Weg, gleichzeitig innen und außen zu sein, nicht immer bloß irgendwo dazwischen. Ich habe aber nicht nur das Schreiben zu meiner Berufung, sondern auch die Förderung von Schreib- und Lesefreude zu meinem Beruf gemacht. Zwei Projekte, die ich aktuell betreue, sind Beispiele dafür, wie Menschen angeregt werden können, sich ihre eigene Region zu erschreiben. Wie sie sich das Ruhrgebiet, oder Teile davon, schreibend aneignen können.
„Am Fluss entlang schreiben“ führt durch sieben Städte. Rund 70 Jugendliche haben in den letzten Monaten gemeinsam eine Erzählung geschrieben, die in doppelter Hinsicht entlang der Emscher verortet ist. Die Emscher ist einerseits der reale geografische Ort, an dem wir uns mit dem Projekt bewegten. In jeder Stadt wurde ein Kapitel geschrieben, das dann an die nächste Stadt weitergereicht wurde. Die Dortmunder Jugendlichen schrieben los, überreichten dieses erste Kapitel an die Castroper, die die Erzählung weiter schrieben, usw. ... bis die Geschichte in Duisburg ihr Happy End fand. Andererseits ist der Emscheraum auch der Fantasieraum, in dem die Erzählung spielt. Die Emscher wird zum Erzählstoff der Jugendlichen, zum Rohmaterial, damit eignen sie sich die Orte an, machen sie zu IHREN Orten, an denen sie IHRE Fantasie spielen lassen. Die Emscher ist der rote Faden der geografischen Route und der rote Faden in der Geschichte. Die Jugendlichen, die am Projekt mitwirken, haben sich hineingeschrieben in den Emscherraum, weil sie sich mit diesem Fluss, seiner Geschichte, Gegenwart, Zukunft und Umgebung beschäftigt haben. Sie haben ein Bewusstsein für die Region entwickelt. Indem sie sich schreibend mit ihr auseinandersetzten. Sie haben sich aber auch den Emscherraum eingeschrieben. Denn in den siebzig Köpfen existieren nun siebzig verschiedene (Re)Konstruktionen dieser Region. Zumindest Teile dieser Bilder wird man nachlesen können in der Erzählung, die gemeinschaftlich entstanden ist und in Buchform veröffentlicht wird. Die zu einem Teil des kulturellen Gedächtnisses der Region werden könnte. Ich bin an der Emscher groß geworden, aber es war nicht ‚meine’ Emscher, sondern bloß eine Köttelbecke. Bei Stadt-Land-Fluss fiel mir kein Fluss mit E ein. Die Jugendlichen, die am Projekt teilnehmen, haben mir viel voraus. Sie haben ein Bewusstsein davon, was es heißt, an der Emscher zu leben. Sie können sich bewusst entscheiden, ob der Fluss ein Lieblingsort wird. Sie haben ihn sich angeeignet. Er wird Teil von ihnen bleiben. Teil der individuellen Landkarten in ihren Köpfen. Die Emscher ist für sie nun auch ein mythischer Ort. Sie ist zur Heimat der Figuren geworden, der Fantasie der jugendlichen Autoren entsprungen. Die Welten berühren sich jetzt. Die Emscher hat eine Bedeutung für die Jugendlichen. Damit ist für sie vielleicht auch die Geschichte der Region ins Bewusstsein gerückt. Die Tatsache, dass es eine besondere Zeit, eine besondere Region ist, in der sie leben. Eine Zeit am Ende eines Strukturwandels. Eine Region am Ende eines Strukturwandels. Und ich bin schon sehr gespannt auf das Folgeprojekt „Quer durch die Städte schreiben“, das nach ähnlichem Muster die Auseinandersetzung von Jugendlichen mit ihrem Ruhrgebiet anregen soll.
Der Titel sagt es schon: Es geht um Bochum, aber nicht um ein objektives, sachliches Bochum, sondern um das eigene, um „dein“ Bochum. Um Lieblingsorte, die literarisch beschrieben werden und die Stadt aus verschiedensten persönlichen Perspektiven beleuchten. Jeder, der mag, kann seinen Beitrag einreichen. Auch mit diesem Projekt erschreiben sich die Teilnehmer (vornehmlich Erwachsene in diesem Fall, auch wenn Kinder und Jugendliche herzlich eingeladen sind) ihren eigenen Lebensraum. Die einen wissen schon vorher genau, wo in Bochum ihr Lieblingsort ist. Die anderen stellen sich diese Frage erst dank des Projekts. Sie alle aber müssen Worte finden, die diesen Lieblingsort begründen. Sie alle tauchen dadurch tiefer in die Frage ein, was diesen Ort jeweils zu einem besonderen Ort macht. Indem sie darüber schreiben, setzen sie sich neu damit auseinander. Sie schreiben sich ein in diesen Ort und schreiben den Ort ein in ihre Köpfe. Das Besondere an diesem Projekt ist neben dem lokalen Bezug auch hier wieder die Art, wie verschiedene Autoren zusammenwirken. Anders als bei dem Emscher-Schreibprojekt schreiben bei „Dein Bochum“ nicht mehrere Autoren gemeinsam an einer Erzählung, dennoch entsteht am Ende eine gemeinsame Geschichte: eine aus vielen Splittern zusammengesetzte und dadurch besonders facettenreiche Stadtgeschichte. Die vielleicht einen Beitrag zum kollektiven Gedächtnis und zur kollektiven Identität Bochums liefern kann. Veröffentlicht werden die Texte im Stadtschwarm-Blog des coolibri. Hier werden sie auf einer digitalen Landkarte verortet. Bochum entsteht nicht nur in den Köpfen neu, sondern findet auch in der digitalen Welt ein Abbild. Die Stadtkarte veranschaulicht, dass jeder der Orte zwei verschiedene Ebenen beinhaltet: die städtebaulich-archetektonische Struktur in der ‚realen‘ Welt. Und die Gefühlsstruktur der Stadt in Form von Lieblings- oder Meideorten, die für das Auge nicht sichtbar ist. Die erst sichtbar wird durch die literarische Aneignung.
„Dein Bochum“ ist eine Art auf die Frage „Wem gehört die Stadt?“ zu antworten. Sie gehört denen, die sich damit auseinandersetzen. Als ich vor rund zehn Jahren nach Bochum zog, habe ich über die Stadt geschrieben. In meinem Tagebuch. Darüber, was für eine traurige graue Stadt Bochum ist – es war wohl vor allem meine eigene Gefühlslage damals, die sich widerspiegelte in der Art, wie ich die Stadt sah. Nur ein halbes Jahr später schrieb ich im Rahmen des Journalisten-Praktikums, für das ich nach Bochum gezogen war, über die Route der Industriekultur und insbesondere den Westpark in Bochum. Mit diesem Artikel erschrieb ich mir mein erstes Stück Bochum-Liebe. Im Westpark – und im Text – traf mich die Erkenntnis, dass es vielleicht nicht ganz so schlimm wäre, noch ein bisschen in Bochum zu bleiben. Ich hatte einen ersten Lieblingsort gefunden. Ich hatte ihn mir erschrieben. Heute würde ich um nichts in der Welt nach Köln oder Düsseldorf ziehen wollen. Berlin und Hamburg können mir gestohlen bleiben. Ich will in meinem Ruhrgebiet leben. Die Gründe dafür sind vielfältig. Der vielleicht nachhaltigste und bedeutendste Grund ist, dass ich mich hineingeschrieben habe in die Region, dass ich sie mir ins Herz geschrieben habe.
Zur Autorin: Sarah Meyer-Dietrich ist Geschäftsführerin des Friedrich-Bödecker-Kreises NRW e.V. Der Verein hat sich die Förderung der Schreib- und Lesefreude von Kindern und Jugendlichen zur Aufgabe gemacht.
PDF anzeigenJugendliche im Schriebfieber. Foto: Frank Vinken © im Auftrag der RWE Stiftung. Zum Stiftungsblog/
Die Kulturwissenschaftler Jan und Aleida Assmann haben unter Bezugnahme auf den französischen Soziologen Maurice Halbwachs, den Begriff des „kulturellen Gedächtnisses“ geprägt. Als „Sammelbegriff für den jeder Gesellschaft und jeder Epoche eigentümlichen Bestand an Wiedergebrauchs-Texten, -Bildern und -Riten“ dient das „Kulturelle Gedächtnis“ dazu, das Selbstbild einer Kultur zu stabilisieren und ein kollektiv geteiltes Wissen zu etablieren, auf das eine Gruppe ihr Bewusstsein von Einheit und Eigenart stützt. Das „kulturelle Gedächtnis“ gilt als „alltagsfern“ und markiert einen breiten Zeithorizont, der es ermöglicht, über die Vergangenheit zu kommunizieren. Die Medien der Archivierung und Kommunikation (z.B. Riten, Schriftstücke, Lieder, Museen etc.) sind keine neutralen Behälter oder Transportmittel, sondern wirken selbst formgebend und sinnstiftend auf das kulturelle Gedächtnis einer Gruppe oder Gesellschaft. Vgl. Jan Assmann (1988): »Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität«, in: Assmann/Hölscher (Hg.). Kultur und Gedächtnis, Frankfurt am Main: Suhrkamp. S. 9-19.
»Wir sehen, was wir sehen, was wir sehen wollen! Von dem, was war und wie es werden soll, wehen Gedanken, treiben Splitter von Ahnung und Wunsch in uns hinein, durch uns hindurch und markieren die Enden der Welt, nach denen wir uns sehnen und angebunden sind. Unsere Augen tasten durch ein schütteres Dunkel auf der Suche nach dem Licht, welches in der Grelle Schatten bieten kann und so die Furcht vor der Zukunft aufzufangen verspricht. (…) Wir glauben zu träumen und trauen der erlernten Wahrnehmung nur noch sehr begrenzt. Oder aber wir verlassen uns auf den Rausch angedeuteter, skizzenhafter Schatten. Es ergeben sich Möglichkeiten Nischen ausfindig zu machen und dem Diktat des immer schneller werdenden Tempos zu trotzen. Natur verspricht Ähnliches. Auf der Suche nach, nicht einer verlorenen, sondern neu zu definierenden Zeit, auf der Suche nach meinem Platz im Heute und Hier, in reflektierender Auseinandersetzung mit dem, was und wie ich vor Jahren gedacht und gearbeitet habe.« Peter Strege
Am Ende des 19. Jahrhunderts boten US-amerikanische Universitäten erstmalig „Creative Writing“-Kurse an, in denen Studierende praktische Schreiberfahrungen sammeln sollten. Heute versammelt der Begriff „Kreatives Schreiben“ eine Vielfalt von Schreibformen und Schreibanregungen, die Inspirationsquellen für den Umgang und die Ausdrucksmöglichkeiten von und mit Sprache darstellen. Immer aber geht es darum, einen positiv besetzten Zugang zum sprachlichen Ausdruck sowie einen eigenen Stil zu finden. Manchmal wird „Kreatives Schreiben“ auch zu therapeutischen Zwecken eingesetzt und kann dazu beitragen, Ängste und Wünsche zu bearbeiten.
Das Schreibprojekt wird als Kooperation des Friedrich-Bödecker-Kreises NRW, der Emschergenossenschaft, jugendstil – dem kinder- und jugendliteraturzentrum nrw und dem Verein Emscher-Freunde durchgeführt und wurde 2012 mit dem Kooperationspreis des Initiativkreises Ruhr ausgezeichnet. Die Schreibwerkstätten beginnen mit einer Emscher-Exkursion und fachlichem Input durch die Emschergenossenschaft und werden von erfahrenen AutorInnen unterstützt und begleitet. Die entstandene Erzählung erscheint voraussichtlich im Herbst 2013 in Buchform. www.boedecker-kreis-nrw.de Interviews aus dem Projekt finden sie hier.
Im Herbst 2012 startete das von Sarah Meyer-Dietrich und Timo Malers entwickelte und in Kooperation mit der Literarischen Gesellschaft Bochum und dem Stadtschwarm-Blog des coolibri realisierte Schreibprojekt „Dein Bochum // Urban History Rewritten“. Alle waren aufgerufen, ihre Lieblingsorte in Bochum zu nennen und die besondere Geschichte zu erzählen, die für sie hinter diesen Orten steht. Die besten 23 Beiträge wurden am 17. März 2013 von den Autoren präsentiert. Insgesamt 6 Autoren wurden mit Jury- und Publikumspreisen ausgezeichnet.
www.facebook.com
Seit 2010 gibt es die Literaturzeitschrift „Richtungsding“. Dort stellen junge Autorinnen und Autoren ihren vielfältigen und teilweise auch experimentellen Umgang mit dem Schreiben vor. Die Zeitschrift ist im Ruhrgebiet verankert und hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Literatinnen und Literaten zu fördern. Sarah Meyer-Dietrich hat mit ihrer dort veröffentlichten Erzählung "Am Fluss mit E“ ihre Kindheit an der Emscher thematisiert und einen Preis dafür gewonnen.
www.richtungsding.com
Im Ruhrgebiet hat es sich die RWE-Stiftung auf die Fahnen geschrieben, Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Kunst und Kultur zu eröffnen. Dabei spielt der Bezug zum Thema Energie eine zentrale Rolle. Neben Licht- und Videokunst können auch Schreibprojekte gefördert werden. So wurde beispielsweise das Projekt „Literatouren“ des Literarischen Colloquiums Berlin für das Ruhrgebiet adaptiert. Dabei entstanden urbane Reiseberichte und zahlreiche Fotos, die auf einer verlinkten Landkarte lädt ein, die Spuren der Autoren sichtbar macht. Gleichzeitig stehen die literarischen Beschreibungen als PDF und als Audio-Datei zur Verfügung. Mit den Originalstimmen der Schriftsteller im Ohr kann man auf seine eigene literarische Entdeckertour gehen.
rwe.com/blogs/rwestiftung/
Der Blog oder auch Weblog (Wortkreuzung aus engl. World Wide Web und Log für Logbuch), ist ein auf einer Website geführtes und damit – meist öffentlich – einsehbares Tagebuch oder Journal, in dem mindestens eine Person, der Web-Logger, kurz Blogger genannt, Aufzeichnungen führt, Sachverhalte protokolliert oder Gedanken niederschreibt. Häufig ist ein Blog „endlos“, d. h. eine lange, abwärts chronologisch sortierte Liste von Einträgen, die in bestimmten Abständen umbrochen wird. Der Herausgeber oder Blogger steht, anders als etwa bei Netzzeitungen, als wesentlicher Autor über dem Inhalt, und häufig sind die Beiträge aus der Ich-Perspektive geschrieben. Das Blog bildet ein für Autor und Leser einfach zu handhabendes Medium zur Darstellung von Aspekten des eigenen Lebens und von Meinungen zu spezifischen Themen. Meist sind aber auch Kommentare oder Diskussionen der Leser über einen Artikel zulässig. Damit kann das Medium sowohl dem Ablegen von Notizen in einem Zettelkasten, dem Austausch von Informationen, Gedanken und Erfahrungen als auch der Kommunikation dienen.
Der coolibri bietet schreibwütigen Pottkindern Raum, über das Ruhrgebiet zu schreiben. Unter dem Motto „Platz für eure Texte” fordert er auf, journalistisch bloggend tätig zu werden. Mitmachen kann jeder, der mag. Im Laufe des Jahres 2013 werden auch die Beiträge des Wettbewerbs „Dein Bochum // Urban History Rewritten“ dort nach und nach eine Heimat finden.
www.coolibri.de/blogs/stadtschwarm/
Auch im Kulturhauptstadtjahr gab es ein partizipatives Schreibprojekt der besonderen Art. Der Künstler Jochen Gerz lud 78 Menschen ein, ein Jahr lang mitfrei in der Kulturhauptstadt RUHR.2010 zu wohnen. Genauer: in leerstehenden Wohnungen in Dortmund, Duisburg und Mülheim an der Ruhr. Gemeinsam mit ihren Nachbarn sollten sie die Straßen verändern, in denen sie nun wohnten. Außerdem schreiben die AutorInnen gemeinsam an einem Buch.
www.2-3strassen.eu