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Fußballmetropole Ruhrgebiet

Chance oder Hemmnis für den Frauenfußball?

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Das Ruhrgebiet ist zweifellos eine traditionsreiche Fußballregion mit einer Vielzahl an Bundesliga- und Regionalliga-Klubs, die die deutsche Fußballgeschichte geprägt haben. Darüber hinaus gibt es ein außerordentlich dichtes Netz an Amateurvereinen, die das Image als Fußballregion weiter untermauern. Mit Fußball im Ruhrgebiet wird jedoch stets Männerfußball verbunden. Wie aber sieht es mit dem Frauenfußball aus? Gibt es ihn im Ruhrgebiet überhaupt?

Mehr als eine Schattenexistenz

Ja, es gibt ihn schon seit mehreren Jahrzehnten. Im Jahr 2010 hatten 30,7 % der Vereine des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes Frauen- und/oder Mädchenmannschaften im Spielbetrieb angemeldet. Die beiden für das Ruhrgebiet zuständigen Landesverbände FVN und FLVW zählen mit zu den mitgliederstärksten im deutschen Mädchen- und Frauenfußball. Mit dem FCR 2001 Duisburg und der SG Essen-Schönebeck weist das Ruhrgebiet gleich zwei Klubs auf, die seit Jahren in der ersten Frauen-Bundesliga spielen. Und in den kommenden Wochen wird die Stadt Bochum Austragungsort von vier Vorrundenspielen der FIFA Frauen-WM 2011 sein.

Offenbar hat sich – ganz im Schatten des Männerfußballs stehend – im Ruhrgebiet der Frauenfußball etabliert. Ist damit die jahrzehntelange Exklusion der Frauen aus dem Fußball endgültig Vergangenheit? Ist gar das Ruhrgebiet als Metropol- und zugleich traditionsreiche Fußballregion ein besonders günstiger Standort zur Integration der Frauen in den Fußball?

Geschichte des Frauenfußballs im Ruhrgebiet

Die Ausstellungskataloge „Verlacht, verboten und gefeiert. Zur Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland“ sowie „Fußballregion Ruhrgebiet“ liefern Belege über die historische Existenz von Frauenmannschaften in der Region. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern konnte sich der Frauenfußball in Deutschland bis in die 1940er Jahre zunächst kaum verbreiten – zu stark waren die Vorbehalte gegenüber Fußball spielenden Frauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich dann das Ruhrgebiet zu einem der ersten Zentren im Frauenfußball. Bereits Ende der 1940er Jahre entstanden Damen-Mannschaften, z.B. beim FC Recklinghausen. Auch die Damen von Blau-Weiß-Oberhausen kickten und trainierten bereits 1951 regelmäßig.

Nach dem Wunder von Bern 1954 übertrug sich die Fußballeuphorie auch auf die Mädchen und Frauen. Aber die Ressentiments gegenüber dem „unweiblichen“ Kampfspiel waren im deutschen Fußball ungebrochen und der DFB untersagte 1955 seinen Vereinen unter Androhung von Strafe bei Zuwiderhandlung, „Damenfußballabteilungen“ zu gründen, ihre Sportplätze für „Damenfußballspiele“ zur Verfügung zu stellen oder Trainer und Schiedsrichter für die Frauen zu engagieren.

Die Fußballerinnen ließen sich aber nicht beirren. Der in Essen gegründete Deutsche Damen-Fußball-Bund und der ebenfalls dort ansässige Westdeutsche Damen-Fußball-Verband organisierten – trotz DFB-Verbot – mehrere Länderturniere und auch einen regelmäßigen Spielbetrieb. Im Jahr 1956 spricht die Neue Ruhr Zeitung von sechs Damenfußballclubs im westdeutschen Raum, davon zwei in Essen und Dortmund. Sie berichtet, dass zu den Spielen im Ruhrgebiet im Schnitt „immerhin 5.000 Zuschauer kommen. Gespielt wird auf kommunalen Plätzen, wobei die Kommunen 10 % der Einnahmen erhalten“. Am 23. September 1956 wurde das „erste Länderspiel der deutschen Damen-Fußballmannschaft“ zwischen Deutschland und den Niederlanden vor 18.000 Zuschauern in Essen ausgetragen. In diesem Match standen für die deutsche Mannschaft überwiegend Dortmunder und Essener Spielerinnen auf dem Platz. Trotz aller Vorurteile fanden bis 1963 in Deutschland 70 Länderspiele statt, zunächst mit hohem, dann nachlassendem Publikumsinteresse. Auch die regionalen Damenfußballverbände konnten sich nicht halten und lösten sich in den 1960er Jahren auf. Am Ende der 1960er Jahre spielten dennoch rund 40.000 bis 60.000 Mädchen und Frauen in Deutschland Fußball, nicht wenige davon subversiv in Abteilungen von DFB-Vereinen. Auftrieb erhielten die Kickerinnen dann durch die Neue Frauenbewegung, aber auch durch die allgemeinen Liberalisierungs- und Modernisierungsprozesse in Deutschland. Der Druck auf den DFB wuchs, so dass er 1970 die (Wieder-)Zulassung von Damenfußballspielen beschließen musste.

Mit der Aufhebung des Verbots 1970 war der Grundstein für den Vereinsfußball der Frauen gelegt. Bereits zwei Jahre später verzeichnete der DFB über 100.000 weibliche Mitglieder und 1.788 Damenfußballteams. Ein Verein aus dem Ruhrgebiet, der Kasslerfelder BC aus Duisburg, zählt zu den Pioniervereinen des Frauenfußballs in dieser Phase. Der Frauenfußball erlebte nicht nur im Ruhrgebiet, sondern Deutschlandweit einen ungeahnten Aufschwung. Dieser wurde insbesondere im letzten Jahrzehnt durch die herausragenden internationalen Erfolge der deutschen Nationalmannschaft beflügelt.

Wachsendes Zuschauerinteresse

In den letzten Jahren ist auch das rezeptive Interesse der Bevölkerung am Frauenfußball deutlich gestiegen. Hohe Einschaltquoten bei Fernseh-Übertragungen von Spielen der Frauen-Nationalmannschaft belegen dies eindrucksvoll. Der Vereinsfußball profitiert ebenfalls von den WM- und EM-Erfolgen der Nationalmannschaft. Allerdings sind in der Frauen-Bundesliga bei einer durchschnittlichen Zuschauerzahl von 833 in der Saison 2010/11 die Kapazitäten der meist kleineren Stadien bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Der Erstliga-Klub FCR 2011 Duisburg liegt mit 1.146 Zuschauer pro Heimspiel dabei deutlich über dem Ligendurchschnitt, die SG Essen-Schönebeck mit 759 knapp darunter. Über den Bundesliga-Alltag hinaus gelingt es den Vereinen lediglich punktuell, weit höhere Zuschauerzahlen zu erzielen. So fanden im Mai 2009 28.000 Zuschauer den Weg in die MSV Arena, um den bis dahin größten Erfolg des FCR 2001 Duisburg, den Gewinn des UEFA Cups, live zu erleben.

Dass das Zuschauerinteresse am Frauenfußball keineswegs auf eine kleine Subkultur von Fußballerinnen und ihren Freundinnen beschränkt ist, bestätigt eine an der Ruhr-Universität Bochum durchgeführte Befragung unter den Zuschauern aller Frauenfußball-Bundesligaclubs im Jahr 2007. Danach ist der Anteil der männlichen Zuschauer in den Stadien mit 57 % sogar deutlich höher als der der weiblichen Fans mit 43 %. Sowohl bei den weiblichen als auch männlichen Besuchern der Frauen-Bundesligaspiele ist der Anteil der Fußball affinen Zuschauer ausgesprochen hoch, was dafür spricht, dass der Frauenfußball seine Faszination längst über die spielerischen Qualitäten der Mannschaften ausübt und die Zeiten (fast) vorbei sind, als die Fußballerinnen Hohn und Spott eines chauvinistischen Publikums ausgesetzt waren.

Viel Konkurrenz in Großstadtregionen

Wirkt sich die dichte Fußballvereinslandschaft und die Fußballbegeisterung der Bevölkerung positiv auf die Entwicklung des Frauenfußballs aus? Ein Blick auf die Vereinsstandorte der Frauen-Bundesliga zeigt, dass der Frauenfußball keineswegs ein Großstadtphänomen ist. Vielmehr konnte er sich gerade in kleineren Städten (Turbine Potsdam, SC Bad Neuenahr, Herforder SV) oder in Stadtteilvereinen größerer Städte (FCR Duisburg, SG Essen-Schönebeck) gut entwickeln. Angesichts der in Großstadtregionen vorherrschenden hohen Dichte an hochklassig spielenden Vereinen sind dort sogar eher Entwicklungsnachteile für den Frauenfußball anzunehmen. Selbst bei hohen Marketinganstrengungen kann kaum eine herausgehobene Position der Frauen im lokalen Teamsportmarkt erreicht werden.

Diese Einschätzung bestätigt sich auch für den Frauenfußball im Ruhrgebiet. Hier verschärft sich die Konkurrenzsituation noch dadurch, dass in nahezu allen Ruhrgebietsstädten traditionsreiche Männerfußballklubs den regionalen Teamsportmarkt beherrschen. So konnte sich der Bundesliga-Frauenfußball bislang nicht in den Hochburgen des Ruhrgebietsfußballs Gelsenkirchen und Dortmund etablieren. In Revierstädten, in denen die Bevölkerung häufiger eine Zweitligazugehörigkeit oder sogar Drittklassigkeit ihrer zentralen Fußballvereine hinnehmen muss, wie in Duisburg, Essen und Bochum, scheint der Frauenfußball eine höhere Entwicklungschance zu haben. So erfährt der Frauenfußballclub FCR 2001 Duisburg durchaus regelmäßig Beachtung im Sportteil der regionalen Presse. Eine Trendwende bahnt sich beim VfL Bochum an. Dieser ist seit 2010 im Frauenfußball engagiert. Er übernahm von der SG Wattenscheid 09 (deren erste Mannschaft zuletzt in der 2. Bundesliga Frauen spielte) sowie vom TUS Harpen (erste Mannschaft in der Regionalliga) die Frauen- und Mädchenfußball-Mannschaften. Beide Vereine hatten sich aus finanziellen Gründen aus dem Frauenfußball zurückgezogen. Ziel des VfL ist es nun, den Leistungsfußball der Frauen und Mädchen zu fördern und ein weiterer Leuchtturm des Frauenfußballs im Ruhrgebiet zu werden.

Dass der Spitzenfußball der Frauen noch weit davon entfernt, in breiten Bevölkerungskreisen wahrgenommen zu werden, zeigt der spärliche Bekanntheitsgrad der im Revier angesiedelten Frauenbundesligavereine. Dieser ist deutlich geringer als der Ligastatus der Vereine es nahe legen würde. Der FCR Duisburg gehört seit Jahren – neben dem 1. FFC Frankfurt und Turbine Potsdam – zu den drei besten Vereinen der Frauen-Bundesliga. Er nimmt in einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Sport und Markt aus dem Jahr 2007 allerdings nur den 8. Platz, die SG Essen-Schönebeck gar nur den 15. Platz in der Bekanntheit der Vereine ein. Ein Grund hierfür ist sicherlich auch deren fehlende Medienpräsenz.

Breitenfußball und Nachwuchsförderung

Bezogen auf den Breitenfußball kann festgehalten werden, dass sich der Vereinsfußballs der Frauen und Mädchen in den Fußballkreisen des Ruhrgebiets ähnlich positiv entwickelt hat wie in anderen Regionen NRWs. Die hohe Bevölkerungsdichte wirkt sich insofern begünstigend aus, als dass eine hinreichend hohe Zahl an Mannschaften besteht, um differenzierte Ligastrukturen für alle Altersklassen einrichten zu können. Allerdings könnten spezifische sozialstrukturelle Bedingungen im Ruhrgebiet das künftige Wachstum im Frauen- und Mädchenfußball begrenzen. So gelingt die Integration von Mädchen aus Familien mit Migrationshintergrund in die Sportvereine in weitaus geringerem Maße als bei den Jungen, die bereits eine Mehrheit in ihren Altersgruppen in den Fußballvereinen darstellen. In Regionen mit einem hohen Anteil an Heranwachsenden mit Migrationshintergrund kann dies zu einem Rückgang des Mädchenanteils in den Sport- bzw. Fußballvereinen führen. Die Fußballvereine reagieren bereits auf diese Entwicklung – unterstützt durch das NRW-Sportministerium und die Landesverbände – mit Initiativen zur Förderung von Mädchenfußball-AGs in den Grund- und Weiterführenden Schulen, um insbesondere Mädchen mit Migrationshintergrund in ihrer Fußballbegeisterung zu stärken und sie früh an die Vereine heranzuführen.

Frauenfußball als Ausdruck einer pluralistischen Sportkultur

Angesichts der Hegemonie der großen Vereinsnamen wird es dem Frauenfußball im Ruhrgebiet wohl kaum gelingen, ähnlich identitätsstiftend zu wirken, wie es die auf dem sozio-kulturellen Erbe des Arbeitermilieus aufbauenden Männerklubs des Reviers vermögen. Der noch junge Frauenfußball hat andere sozio-kulturelle Wurzeln. Er repräsentiert eine spätmoderne Sport- und Freizeitkultur, wie sie heute für viele Regionen Deutschlands typisch ist. Dieser Entstehungshintergrund bietet dem Frauenfußball neue, eigenständige Entwicklungsmöglichkeiten, da er als Teil einer neuen pluralistischen Sportkultur im Ruhrgebiet auch sozialstrukturelle und kulturelle Wandlungsprozesse symbolisiert. Die Rolle des auf dem industriekulturellen Erbe basierenden Männerfußballs im Imagebildungsprozess der Region ist nämlich trotz des hohen Bekanntheitsgrads der traditionsreichen Revierklubs und ihrer tiefen Verankerung in der Alltagskultur der Ruhrgebietsbevölkerung durchaus ambivalent zu sehen. Einerseits stellen diese Vereine einen stabilisierenden Faktor gerade in Zeiten des stagnierenden Strukturwandels dar. Andererseits sind sie längst Hochburgen des kommerzialisierten Fußballs geworden, deren Spieler eher als Ausnahme denn als Regel aus der Region stammen und deren Fanpotenzial weit über die Region hinaus reicht. Es besteht somit die Notwendigkeit einer Neuformierung des Images als Sportregion, die den traditionellen Fußball zwar einbezieht, aber nicht mehr ausschließlich darüber definiert.

Nicht zuletzt bietet hier die Austragung der FIFA Frauen-WM 2011 eine Chance für eine differenziertere Wahrnehmung des Ruhrgebiets als moderne Sportmetropole. Mit der Auswahl von Bochum als Austragungsort setzte der DFB für das Ruhrgebiet ein sportpolitisches Signal. Inwieweit dieses auch regionalpolitisch aufgegriffen und die Chance einer positiven weltweiten Präsentation des Ruhrgebiets gegenüber ausländischen Touristen und TV-Medien genutzt wird, hängt auch von der Kooperation der Ruhrgebietsstädte bei der Realisierung des Großevents ab. Volle Stadien sind dazu die Voraussetzung. Doch darüber entscheiden die Frauenfußballfans in und außerhalb des Reviers.

Marie-Luise Klein, Professorin für Sportmanagement und Sportsoziologie an der Fakultät für Sportwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum. Aktuelle Forschungsprojekte zum Frauenfußball: „Empirische Begleitforschungen (Marktpotentialanalysen) zur FIFA Frauen WM 2011 an den Austragungsstandorten Bochum, Leverkusen und Mönchengladbach“ (mit Prof. Markus Kurscheidt, Uni Bayreuth) sowie „Entwicklungspotentiale des Frauenfußballs in den Vereinen des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes“.

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Schöner Fußball. Foto: Matt Pendelton (CC)

Fußballregion Ruhrgebiet - Ausstellung

Die Wanderausstellung präsentierte das Ruhrgebiet als Fußballregion während der Weltmeisterschaft 2006. Sie wurde im April 2005 in der Gelsenkirchener Arena AufSchalke eröffnet, anschließend in 13 weiteren Revierstädten gezeigt und war abschließend während der WM in der Dortmunder Zentrale des Westfälischen Industriemuseums, der Zeche Zollern zu sehen. In allen Städten fanden in Kooperation mit lokalen Partnern Rahmenprogramme statt. Einen Schwerpunkt bildete die Zusammenarbeit mit Partnerschulen, die mit Hilfe der Ausstellungsleitung Unterrichtsprojekte zur lokalen Fußballgeschichte realisierten.
Vgl. FLVW - Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen & WGI - Willibald Gebhardt Institut (Hrsg.) (2005). Fußballregion Ruhrgebiet. Katalog zur Ausstellung. Göttingen: Die Werkstatt

A-40: Tor, Tor, Tor

Im Rahmen der Erweiterung und Sanierung der A-40, einer der Hauptverkehrsadern des Ruhrgebiets, wurde auch der Lärmschutz im Teilabschnitt Essen neu gestaltet. In bunten Rasenfarben leuchten nun die Wandpanele und an drei aufeinanderfolgenden Brücken ist zu lesen: „Rahn müßte schießen“ - „Rahn schießt“ – „Tor, Tor, Tor!“. In Anlehnung an die Weltmeisterschaft 1954 in Bern haben sich die Werbetexter von Ogilvy diese Inszenierung für die Fußballmetropole Ruhrgebiet ausgedacht. Weitere Brücken sollen folgen: 40 an der Zahl.

Emscher Junior Cup

König Fußball regiert eindeutig im Emschertal: von Dortmund über Schalke bis nach Duisburg. Vieles haben die Fußballclubs und die Emscher gemeinsam: Ihre Entwicklung hängt eng mit dem Montanrevier, mit dem Bergbau zusammen, sie haben Höhen und Tiefen durchschritten und sie sind in die Geschichtsbücher eingegangen. Die Kinder von heute werden im Jahr 2020 als junge Erwachsene an den Ufern der Emscher spazieren gehen, werden die Rückkehr von Tieren und Pflanzen in den Auen beobachten können und am Wasser leben und arbeiten. Nun versucht die Emschergenossenschaft zusammen mit ihren Partnern erneut Fußball und Emscher miteinander zu verbinden. Der Fußball, der Sieg und letztendlich der Pokal stehen sicherlich wie der Fair-Play-Gedanke im Vordergrund des Emscher Junior Cups.


Vor dem Spiel... Foto: Jeremy Wilburn (CC)

Zahlen heute

Inzwischen sind im DFB über eine Million Frauen organisiert, das entspricht 15,5 % der 6,75 Millionen DFB-Mitglieder. Der Anteil der Frauen- und Mädchenmannschaften an allen im DFB-Spielbetrieb angemeldeten Mannschaften beträgt 7,9 %.

Kopfball mit Kopftuch

Im Iran dürfen Frauen kraft Gesetzes nur Fußball spielen, wenn sie dabei ein Kopftuch tragen. Laut Regelement der Fifa müssen Arme, Hals und Ohren sichtbar bleiben. Zudem ist es verboten, dass die Grundausrüstung politische, religiöse oder persönliche Botschaften aufweist. Da kein Kompromiss gefunden werden konnte, wurde die iranische Frauenfußballmannschaft nun von den Qualifikationsspielen für die Olympiade 2012 in London ausgeschlossen. Zum iranischen Frauenfußball: Football Under Cover .

Public Viewing

... heißt korrekt übersetzt zwar „Leichenschau“, ist damit aber nicht gemeint. Spätestens seit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland hat sich der Begriff in den Köpfen für das von Bier und Grillgut begleitete, gemeinsame Fußballschauen auf Großbildleinwänden unter freiem Himmel oder kurzerhand vor Kneipen gerollte Wohnzimmer-TVs eingebürgert. Dabei steht das gemeinsame Feiern und Fiebern mindestens genauso im Mittelpunkt, wie das Interesse für den Fußball als Sport. So liegt die Hoffnung der Organisatoren der Frauenfußball-WM auch darin, daß sich bisher nicht am Frauenfußball Interessierte mit in den Freudentaumel des übertragenen Turnierspiels ziehen lassen.


Fußball-Engel. Foto: Sarah (CC)

Reizthema kurze Hose. Postkarte: Fred Spurgin (PD)

Auftakt 1970er Jahre

Der Kasslerfelder BC aus Duisburg zählt zu den Pioniervereinen des Frauenfußballs in den 1970er Jahren. Ab Mitte der 1990er Jahre verlor der KBC als Gründungsmitglied den Anschluss an die Frauenbundesliga. Stattdessen stieg der Lokalrivale aus dem Duisburger Stadtteil Rumeln-Kaldenhausen, der FCR 2011 Duisburg, zur führenden Kraft im Frauenfußball des Ruhrgebiets und zu einem der besten Frauenteams in ganz Deutschland auf.

FIFA Frauen-WM 2011 wird kein Selbstläufer

Umfragen der Ruhr-Universität Bochum in den WM-Austragungsorten Bochum, Leverkusen und Mönchengladbach bestätigen einen hohen Bekanntheitsgrad der WM bei der lokalen Bevölkerung und auch generell positive Einstellungen zum Ereignis. Während die fußballaffinen Zielgruppen eine hohe Besuchsabsicht bekunden, sind die Potenziale in der allgemeinen Bevölkerung noch ausbaufähig. Kiya 2010, S. 43

Entwicklungspotenziale

Seit 2010 läuft an der Ruhr-Universität Bochum das Forschungsprojekt „Entwicklungspotentiale des Frauenfussballs im Land NRW“ mit dem Ziel, die nordrhein-westfälischen Austragungsstädte der FIFA-Frauen-WM 2011 sowie die Fußballverbände und -kreise in NRW im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung des Frauenfußballs durch eine wissenschaftlich gestützte Situations- und Potentialanalyse sowie durch strategisch-konzeptionelle Vorschläge zu unterstützen. Entwicklungspotentiale

Vuvuzela Foto: Samantha Stelle (CC)

Wissenswertes


Briefmarke zur Frauen-WM 2011, Deutsche Post (PD)

Grundregeln

Im Fußball treten zwei „Mannschaften“ gegeneinander an, um innerhalb der Spielzeit (üblicherweise 2 x 45 min.) mehr Tore zu erzielen als die Gegner und damit das Spiel zu gewinnen. Die Mannschaften bestehen in der Regel aus 11 SpielerInnen, die den Ball mit Fuß und Körper (ausgenommen der Hände) spielen dürfen. Die Tore an den kurzen Seiten des Spielfeldes werden vom Torwart/ der Torwärtin bewacht, die mit spezieller Kleidung gekennzeichnet sind und den Ball innerhalb des eigenen Strafraums auch mit der Hand berühren dürfen. Diese einfachen Grundlegen und die wenigen zum Spiel notwendigen Dinge (Platz und „Etwas“ zum Kicken), haben für die leichte und schnelle globale Verbreitung des Sports gesorgt.

Die Frauen WM

Alle Informationen zur Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2011: FIFA.com.

Verbreitung

Fußball ist die weltweit beliebteste Manschaftssportart. Laut Angaben der FIFA spielen heute über 265 Millionen Menschen in über 200 Ländern Fußball. In Deutschland sind schätzungsweise sechs Millionen Menschen in über 27.000 Fußballvereinen aktiv. Hinzu kommen noch etwa vier Millionen regelmäßig spielende Menschen, die als so genannte Hobbykicker in ihrer Freizeit aktiv sind. Eine noch weitaus größere Anzahl Menschen besucht regelmäßig Fußballspiele in Stadien oder verfolgt die Spiele gebannt am heimischen Fernseher. Durch die großen Sportereignisse wie Welt- und Europameisterschaften mit den damit verbundenen „Public Viewings“ (zu deutsch meist als „Rudelkucken“ bezeichnet) wird der Fußball dann schlussendlich zum gesellschaftlichen Konsens und verbindenden Massenevent. Der Frauenfußball ist in der öffentlichen Wahrnehmung bisher weitaus weniger präsent und populär, holt grade in den Vereinigten Staaten und Deutschland durch die überragenden Erfolge der dortigen Frauenmannschaften aber deutlich auf.

Militärische Ursprünge

Die heute gebräuchliche Regelform des Fußballs wurde 1848 von Studenten in Cambridge (Großbritannien) entwickelt. Von dort aus verbreitete sich das Ballspiel gegen 1880 über Zentraleuropa hin in die ganze Welt. Damals noch mit Mannschaften von 15-20 Spielern, war Fußball ein Sport der besseren Gesellschaft: den Arbeiterschichten fehlte schlichtweg die Zeit zum Spielen. Erst durch die Sozialgesetzgebung des frühen 20. Jahrhunderts konnten die „entlasteten“ Arbeiter den Fußball für sich entdecken und machten ihn zum Massenphänomen. Auch die Ursprünge des modernen Frauenfußballs liegen im akademischen Rahmen: schnell galt das Spiel in kurzen Hosen für Studentinnen aber als moralisch verwerflich. Nachdem Frauen in Großbritannien bereits 1921 das Fußballspielen verboten worden war, stellt auch der DFB 1955 das Dulden oder gar Organisieren von Frauenfußball unter Strafe. Da dieses Verbot aber nicht eingehalten wurde, gestattete der DFB 1970 den Frauen mit angepassten Regeln (leichterer Ball, maximal 70 Minuten Spielzeit) offiziell mitzuspielen. Im Jahr 2005 waren erstmals 60% der neuen Vereinsmitglieder Frauen.

Die Geschichte des Ballsports geht aber deutlich weiter zurück. Bereits im zweiten Jahrtausend vor Christus wurde in China ein fußballähnliches Spiel namens Ts’uh-chüh („ts’uh“ = mit dem Fuß stoßen; „chüh“ = Ball) als Bestandteil des militärischen Ausbildungsprogramms durchgeführt. Die Kombination von Rennen und Treten implizierte immer ein hohes Aggressionspotential und sorgte dafür, das man bei steigender Verbreitung durch Spielregeln versuchte, der Gewaltausbrüche Herr zu werden. Der Ballsport der Frauen war eher statisch: sie standen im Kreis und warfen oder rollten sich den Ball zu: ein kooperativer Sport, dem das männlich, kompetitive Element fehlte.
Aber nicht nur in China wurde Fußball gespielt. Auch auf Abbildungen des antiken Griechenlands (Reliefs und Vasen) und Roms sind Ballsportarten zu sehen, die aber ebenfalls ganz im Kontext einer militärischen Ausbildung und damit einer rein maskulinen Domäne standen. So ist es nicht verwunderlich, das Fußball als „Kampfspiel“ der Männer galt.
Eine Ausnahme bildet eine frühe Art des heutigen Fußballspiels, die im Frühmittelalter in England praktiziert wurde: Die Bewohner zweier Dörfer versuchten, einen Ball in das gegnerische Stadttor zu befördern. Das „Spielfeld“ lag immer zwischen zwei Dörfern, selbst wenn diese mehrere Kilometer auseinander lagen.

Geld im Frauenfußball

Längst hat man sich an de Multi-Millionen-Abfindungen und Spieler-Prämien im (Männer-)Fußball gewöhnt. Zum Vergleich: Als Deutschland 1989 im eigenen Land Europameister wird, erhalten die Fußballerinnen vom DFB je ein Kaffeservice (1b-Ware). Auch heute noch ist Frauenfußball in Deutschland reiner Amateursport. Die Etats der Bundesligavereine bewegen sich zwischen 150.000 und 325.000 Euro: zusammengenommen würde das Budget kaum reichen, die Transfersumme für einen einzigen männlichen Topspieler aufzubringen. Die Spielerinnen gehen neben dem Sport entweder einer Ausbildung oder regulären Tätigkeit nach, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Die Ausnahme bilden wenige Nationalspielerinnen, die mittlerweile durch lukrative Werbeverträge „ganz“ für und vom Fußball leben können.

Das Wunder von Bern

Als 1954 während der Fußball-Weltmeisterschaft in Bern (Schweiz) die bundesdeutsche Fußballnationalmannschaft überraschend gegen die haushoch favorisierte Nationalmannschaft Ungarns gewann, war „das Wunder von Bern“ geboren. Der 3:2 Sieg für Deutschland fand vor 60.000 Zuschauern statt und Kapitän Fritz Walter und Bundestrainer Sepp Herberger gingen daraufhin als „Helden von Bern“ in die deutsche Sportgeschichte ein. Der anschließende Freudentaumel Deutschlands riss neun Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs ein ganzes Volk aus der Depression und steht am Anfang des deutschen Wirtschaftswunders. So wird das Wunder von Bern gelegentlich auch als „die eigentliche Geburtsstunde der Bundesrepublik Deutschland “ bezeichnet. In Zeiten der Weltwirtschaftskrise könnte nun der Frauenfußball für neue Wunder sorgen.

Zum Weiterlesen

· C. Kugelmann, Y. Weigelt-Schlesinger: Mädchen spielen Fußball – Ein Lehrgang für Mädchen in Schule und Verein. Verlag Hofmann, Schorndorf 2009
· Film: Kick it like Beckham
· C. Biermann: Die Fußball-Matrix. Auf der Suche nach dem perfekten Spiel. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009.


Männerfußball. Foto: Ondra Soukup (CC)