a b c d e f g h

EMSCHERplayer // // // Wasserpolitik im Privathaushalt

Wasserpolitik im Privathaushalt

Preise, Kosten und Sparoptionen bei der Wasserversorgung

2556

Seit 2007 bekannt wurde, dass es zwischen den Wasser-Preisen einzelner Städte Unterschiede von mehr als 300 % gibt, sind Forderungen nach einer Kontrolle der Wasserpreise in Deutschland an der Tagesordnung. Dabei sind die Kosten für Wasser außerordentlich kompliziert zu berechnen und die Sparmöglichkeiten der privaten Haushalte liegen weniger in der Reduzierung des alltägliches Wasserverbrauchs als im Verzicht des Konsums von teurem Mineralwasser aus der Flasche.

Überteuerte Wasserpreise?

Seit vielen Jahren hält sich hartnäckig das Gerücht, die Trink- und Abwasserpreise in Deutschland seien über die Maßen teuer. Unter Berufung auf eine Studie der NUS Consulting titelte die Süddeutsche Zeitung im April 2009: „Wasserpreise in Deutschland. Quelle des Zorns“. Die Firma hatte herausgefunden, dass gewerbliche Kunden im Durchschnitt 1,91 Euro pro Kubikmeter Frischwasser bezahlen müssen. Dies bedeute, „in keinem anderen Land der Welt werde Kunden so viel für Trinkwasser aus der Tasche gezogen wie ausgerechnet im wasserreichen Deutschland“, schrieb Autor Markus Balser. Der online verfügbare „Ratgeber Geldsparen“ verweist auf einen ähnlichen Bericht aus der Zeitung „Die Welt“ mit der Schlagzeile: „Deutschland ist Weltmeister: Beim Wasserpreis“ und präsentiert eine Tabelle von Wasser- und Abwasserpreisen ausgewählter deutscher Städte, aus der hervorgeht, dass bei einem Jahresverbrauch von 3000 Kubikmetern am 1.1.2010 der Mischpreis für Trink- und Abwasser für einen Kubikmeter in Köln bei 3,32 Euro (1,64 Euro Trinkwasser plus 1,68 Euro Abwasser) und knapp 6 Euro in Halle an der Saale (2,46 Euro Trinkwasser plus 3,52 Euro Abwasser) lag. Die Einschätzung, dass Wasser in Deutschland viel zu teuer sei, hatte schon 2007 der Spiegel nahegelegt, als er eine „große Vergleichstabelle“ deutscher Wasserpreise veröffentlichte und zu dem Schluss kam: „Verbraucher zahlen Hunderte Euro zu viel“.
Bereits damals konterte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW), dass die Spiegeltabelle „Äpfel mit Birnen“ verglich, weil die unterschiedlichen Infrastrukturbedingungen etwa 80 Prozent der Wasserkosten ausmachen, die entsprechend deutschlandweit nicht einheitlich sein können.
Auch im europäischen Vergleich sind Deutschlands Wasserpreise nur auf den ersten Blick höher als in manchen anderen Ländern. Denn ein reeller Vergleich von Wasserpreisen, so muss jede besonnene Studie eingangs festhalten, erfordert einen mathematisch komplizierten, abgewogenen und gewichteten Vergleich sehr unterschiedlicher Kennzahlen, bei dem unter anderem die Versorgungsqualität und -sicherheit, die Nachhaltigkeit und der Kundenservice, die Investitionstätigkeit und Erhaltungsarbeiten, die Qualität und Menge der vorhandenen Wasserressourcen wie auch die Reinigungsqualität berücksichtigt werden müssen. So hatte die Metropolitan Consulting Group im Auftrag des BDEW im Jahr 2006 europäische Wasserpreise unter Berücksichtigung von Leistungs- und Qualitätsstandards verglichen. Ihr Fazit lautet, dass man bei Berücksichtigung von Standards der Netzerneuerung, Investitionen, Wasserqualität und Güte der Abwasserklärung keinesfalls von überteuerten Preisen in Deutschland sprechen könne, sondern deutsche Verbraucher letztlich weniger als französische oder englische zahlen.

Private Sparmaßnahmen

Gleichwohl – die Öffentlichkeit scheint unbeirrbar überzeugt davon zu sein, dass der „Wucher“ bei den Wasserpreisen neben öffentlichem Protest vor allem private Sparsamkeit verlangt. Dank umfangreicher Investitionen in Wasser sparende Brauseköpfe, 6-Liter-Toiletten, wassereffiziente Geschirrspüler und Waschmaschinen, Durchflussreduzierer und ähnliches Gerät sowie einer generellen Achtsamkeit in Bezug auf den eigenen Wasserverbrauch ist es gelungen, seit Beginn der neunziger Jahre den Haushaltswasserverbrauch in Deutschland von 141 Litern pro Person pro Tag auf aktuell 127 Liter zu senken. Die gesparte Menge entspricht bei dem dargelegten Preis von 1,91 Euro pro Kubikmeter einer verminderten Ausgabe von 0,03 Euro pro Person und Tag, also etwa 12 Euro pro Jahr. Im Laufe eines konsequent Wasser sparenden und durchschnittlich langen Lebens von derzeit ungefähr 77 Jahren summiert sich die Einsparleistung auf ganze 924 Euro. Bezieht man die Einsparungen beim Abwasser in die Rechnung ein und nimmt man hierfür den genannten teuersten Mischpreis von 5,98 Euro in Halle/Saale, so beliefe sich hier die errechnete Kostensenkung auf 37,10 Euro im Jahr. Das ist nicht wenig.
Aber es ist auch nicht viel, wenn man erstens bedenkt, dass dem individuellen Sparen teilweise individuelle Investitionen vorangehen, dass zweitens der insgesamt gesunkene Wasserverbrauch und der demografische Wandel mit Rückbaukosten einhergehen – etwa durch die Verkleinerung von Rohrdurchmessern –, die von den Konsumenten getragen werden müssen, und drittens gleichbleibende oder steigende Gesamtkosten für die Aufrechterhaltung der Wasserversorgung den Anteil fixer Kosten erhöhen und damit die individuellen Sparbemühungen teilweise wieder zunichte machen.

Sparpotenzial Flaschenwasser

Angesichts der Bemühungen der letzten 20 Jahre, die Wasserkosten im Haushalt zu senken, verwundert, dass im selben Zeitraum zunehmende Ausgaben für Trinkwasser an anderer Stelle bereitwillig getätigt wurden. Seit 1990 stieg der Verbrauch der Deutschen an Flaschenwasser von 82,7 Liter pro Kopf und Jahr auf 133,1 Liter im Jahr 2009 kontinuierlich an. Hierbei halten sich aktuell die Ausgaben für Discounterwasser zu einem Preis von 0,19 Euro in der 1,5 Liter-Flasche und der Verbrauch anderer Mineralwässer mit einem Literpreis von durchschnittlichen 0,31 Euro etwa die Waage. Durchschnittlich, so kann man errechnen, zahlen Verbraucher für einen Liter Flaschenwasser also 0,22 Euro. Bei 131 Litern macht das 28,82 Euro im Jahr. Würde man dieselbe Menge an Leitungswasser trinken – frei Haus geliefert für 1,91 Euro pro 1000 Liter – beliefen sich die Kosten auf ganze 0,25 Euro im ganzen Jahr. Selbst in der Stadt mit den laut Vergleichstabelle höchsten Kosten, Halle an der Saale, und unter Berücksichtigung der anfallenden Abwasserkosten wäre der Jahrespreis für diese Menge an Trinkwasser aus der Leitung mit 0,78 Euro noch um 28 Euro billiger als die Versorgung mit Flaschenwasser.
Welche ökonomische und ökologische Dimension die harmlose Vorliebe der Einzelnen für Flaschenwasser tatsächlich hat, offenbart sich aber erst vollständig, wenn man in größere Dimensionen vorstößt. Legt man z.B. die Einwohnerzahl der von der Emschergenossenschaft und Lippeverband versorgten Kommunen zugrunde – ungefähr 3,6 Millionen Menschen – und nimmt man für sie einen durchschnittlichen Verbrauch bei durchschnittlichen Preisen an, so wird alleine in diesen Einzugsgebieten Flaschenwasser im Wert von 104.381.112 Euro pro Jahr konsumiert. Würden sich die Kunden von Emschergenossenschaft und Lippeverband hingegen an ihrer heimatlichen Wasserleitung bedienen, so müssten sie bei einem Durchschnittspreis von 1,91 Euro für Trinkwasser insgesamt 906.218 Euro mehr an ihre Wasserversorger entrichten. Selbst wenn man den maximalen Mischpreis von Halle für Trink- und Abwasser ansetzen würde, lägen die Kosten zwar schon bei 2,8 Mio. Euro, doch auch in diesem Falle hätten die Kunden noch immer 101.543.843 Euro gespart – in einem einzigen Jahr.

Ökologisch und ökonomischer Unsinn

Statt 100 Millionen Euro zu sparen, werden allein für und von den Kunden von Emschergenossenschaft und Lippeverband knapp 475 Millionen Flaschen pro Jahr in die Läden bewegt, nach Hause geschleppt, zurückgetragen und entweder im Mehrwegverfahren zurück zu den Abfüllorten transportiert, verheizt oder anderweitig vernichtet. Berechnungen von Wasserforschern zeigen, dass der Gesamtverbrauch an Öl – für die Produktion von Flaschen, den Transport, die Wiederaufbereitung, das Zerschreddern von PET-Flaschen usw. – ungefähr einem Viertel der Menge einer Wasserflasche entspricht. Wenn also in Herstellung und Transport von einem Liter Flaschenwasser ein viertel Liter Öl investiert werden müssen, so werden für den Konsum von Flaschenwasser der Kunden im Einzugsgebiet von Emschergenossenschaft und Lippeverband jährlich knapp 120 Millionen Liter Öl verbraucht.
Man muss gute Argumente haben, um 100 Millionen Euro und 120 Millionen Liter Öl auszugeben, die man einfach sparen könnte, wenn man den bequemeren Weg wählen würde: Den Wasserhahn aufzudrehen, um den Durst zu stillen.

Hohe Qualitätsstandards beider Produkte

Aber nicht nur die Werbung verspricht mit guten Argumenten: Flaschenwasser ist gesünder, schmeckt besser, hält jung, macht sportlich und sexy! Seitens der Kunden wird gutgläubig angenommen, dass Flaschenwasser eine irgendwie ganz anders geartete Qualität hat als das Wasser, das aus der Leitung kommt. In der Tat sind an natürliches Mineralwasser hohe Anforderungen gestellt. Es muss nach der Mineral- und Trinkwasserverordnung aus „vor Verunreinigungen geschützten Wasservorkommen“ stammen und „wird aus einer oder mehreren natürlichen oder künstlich erschlossenen Quellen gewonnen“. Mineralwasser wird am Quellort abgefüllt, die Quelle muss amtlich geprüft sein und dem Wasser dürfen nur in begrenztem Umfang Inhaltsstoffe wie Eisen, Schwefel und natürliches Kohlendioxid entzogen werden. Außer Kohlensäure dürfen natürlichem Mineralwasser keine Inhaltsstoffe hinzugefügt werden. Etwas weniger streng sind die Anforderungen an Quell- und Tafelwasser: Als Quellwasser gilt ein aus natürlichen Vorkommen stammendes Wasser, das am Quellort abgefüllt wird und der Trinkwasserverordnung entspricht. Tafelwasser ist ein hergestelltes Produkt, das aus verschiedenen Wasserarten bestehen und mit Zusätzen versehen werden kann.
Nicht weniger hoch sind allerdings die Anforderungen, die an Leitungswasser in Deutschland gestellt werden. Kein anderes Lebensmittel wird vergleichbar hart geprüft, bevor es seinen Weg zum Verbraucher findet – nicht nur am Einspeisungsort, sondern auch an der Endabnahmestelle, beim Verbraucher. Die Liste der ständig zu kontrollierenden Grenzwerte ist lang und die Kontrollen werden in der anhängigen Novellierung der Trinkwasserordnung noch verstärkt. Entsprechend der geltenden Verordnungen unterliegen Leitungs- und Mineralwasser in Bezug auf Selen, Chrom und Quecksilber den gleichen Grenzwerten. Bei Werten, die sich im Bereich des Hausnetzes noch verändern können, hat der Gesetzgeber sogar niedrigere Werte für Leitungswasser als zulässig erklärt: So ist für Mineralwasser ein Wert von 0,05 mg/l Nickel zulässig, bei Leitungswasser muss nachgewiesen werden, dass der Wert vor Einspeisung in das Hausnetz 0,02 mg/l nicht übersteigt. Während 0,05 mg/l Arsen im Mineralwasser als tolerabel angesehen werden, darf der Wert in Leitungssystemen vor Einspeisung 0,01 mg/l nicht übersteigen.

Weniger Lifestyle, mehr Vernunft

Entgegen aller Heilsversprechungen der Flaschenwasserwerbung kommen Experten immer wieder zu dem Schluss, dass es keinen erkennbaren Mehrnutzen für den Verbraucher aus dem Konsum von Mineralwasser gibt. Die Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Antje Gahl, erklärte in einem Interview im vergangenen Sommer, Mineralwasser enthalte „zwar häufig mehr Mineralstoffe, aber gesünder ist es deshalb erst einmal nicht“. Die meisten Mineralstoffe, so fanden auch andere Untersuchungen heraus, werden über andere Lebensmittel aufgenommen. Der gesundheitliche Mehrwert von Mineralwasser im Vergleich zu dem in Deutschland qualitativ hochwertigen Leistungswasser ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Nicht dem Wohlgefühl, sondern dem Wohlfühlversprechen verdankt die Flaschenwasserindustrie daher einen Jahresumsatz von mehr als 3 Mrd. Euro allein in Deutschland.
Man kann aus der Liebe zum Flaschenwasser ein moralisches Fazit ziehen, wie es der Weltentwicklungsbericht von 2006 tat: „Deutsche und Italiener zusammen konsumieren genügend Mineralwasser, um den Haushaltsbedarf von 3 Millionen Menschen in Burkina Faso zu decken. Während ein Teil der Welt einen Designer-Flaschenwassermarkt unterhält, der keinerlei greifbare gesundheitliche Vorteile bringt, leidet ein anderer Teil der Welt unter erheblichen Gesundheitsrisiken, weil hier die Menschen das Wasser aus Seen und Flüssen trinken, das sie mit den Tieren teilen und das mit schädlichen Bakterien infiziert ist“ schreibt die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen in dem 2006 erschienen „Bericht über die menschliche Entwicklung. Nicht nur eine Frage der Knappheit: Macht, Armut und die globale Wasserkrise“.
Man kann sich also deshalb ganz nüchtern fragen, für wen sich der ganze Aufwand mit dem Flaschenwasser eigentlich wirklich lohnt.

Autorin: Petra Dobner, Professorin für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Regierungslehre an der Universität Hamburg. 2010 veröffentlichte sie im Suhrkamp-Verlag ihr Buch „Wasserpolitik. Zur politischen Theorie, Praxis und Kritik globaler Governance“.

PDF anzeigen

PET-Flaschen. Foto: © Karl-Heinz Blomann

Durchschnittliche Wasserkosten

Im Durchschnitt der größeren deutschen Städte bezahlt eine allein lebende Person 151 € im Jahr für Wasser. Tendenziell ist Wasser in Ostdeutschland und in Nordrhein-Westfalen am teuersten; am billigsten ist es in Nord- und Süddeutschland. Die Stadt mit dem teuersten Wasser ist Essen. Dort bezahlt eine allein lebende Person 256 € im Jahr für Wasser. In Augsburg, der Stadt mit dem billigsten Wasser, zahlt sie nur 76 € (Stand: Mai 2007) www.spiegel.de

Die panoptische Dusche

Dem Thema "Nachhaltigkeit im Badezimmer" haben sich auch Studenten des Folkwang-Studienganges Industrial-Design gewidmet, deren Entwürfe von März bis Anfang April 2011 auf der Zeche Zollverein gezeigt wurden. Dabei stand die Dusche als Wasserverschwender Nr. 1 besonders im Fokus. Während ein Entwurf den Reinigungswilligen in einer Art Hula-Hoop-Reifen platziert und analog zur Autowaschanlage von allen Seiten mit Wasser umnebelt, setzt Studentin Nadja Fell auf den panoptischen Effekt der Selbstkontrolle. Ein Computer registriert genau den Wasserverbrauch der jeweiligen Benutzer und präsentiert ihn auf einem in der Dusche angebrachten Display: so entblößt sich der Langduscher vor allen Anderen als Wasserverschwender.


Wasserzähler. Foto: Christiane Kurz (flickr.com)

Indirekte Subvention

Über den Wasserpreis, so vermutet das Online-Portal „Ratgeber-Geld-sparen“, subventionieren die Städte und Gemeinden viele ihrer Ausgaben, für die die eingenommenen Steuergelder nicht mehr ausreichen. Zwar ist die Wartung des Leitungsnetz regional recht unterschiedlich und die Kommunen geben diese Kosten an die Verbraucher weiter, aber der Wasserpreis ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Dies soll nun durch eine Preisaufsicht verhindert werden. www.ratgeber-geld-sparen.de

Privatisierung verteuert

Im Februar 2011 stimmten die Berliner im dritten Volksentscheid seit 2008 darüber ab, dass alle Vertragstexte und Nebenabsprachen zum Teilverkauf der Berliner Wasserbetriebe im Jahr 1999 offengelegt werden. Der Senat stellte dazu mehr als 700 Seiten der Verträge ins Netz. Sie zeugen davon, dass den privaten Käufern in den vergangenen zehn Jahren deutlich mehr Gewinne zugeflossen sind als dem Land als Mehrheitseigner. Unklar bleibt hingegen, wie die ungleiche Gewinnverteilung berechnet wird. Fest steht aber: Seit 1999 sind die Berliner Wasserpreise um 35 Prozent gestiegen.

Gemeinsam für Nachhaltigkeit

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit Sitz in Berlin vertritt als Interessenverband ca. 1800 Unternehmen, lokale und kommunale, regionale bis hin zu überregionale Unternehmen. Insgesamt repräsentiert der Verband knapp 90 Prozent des Stromabsatzes, gut 60 Prozent des Nah- und Fernwärmeabsatzes, 90 Prozent des Erdgasabsatzes sowie 80 Prozent der Trinkwasser-Förderung und rund ein Drittel der Abwasser-Entsorgung in Deutschland. Das gemeinsame Leitmotiv „Energie. Wasser. Leben“ zeigt den Wirkungskreis und den Anspruch des Verbandes. Der Branchenverband setzt sich für eine nachhaltige Energie- und Wasserversorgung sowie Abwasserentsorgung ein. Vgl. www.bdew.de

Message in a bottle

Tap versus bottled water: how to decide? That's a tricky question. Some people don't have a choice; their tap water is unsafe or nonexistent, so for them, bottled water is a lifesafer. But in much of the develeoped world, what comes from you faucet is generally just as safe, or safer, than bottled. And in many places tap water tasted as good, too: repeated comparison tests have shown most tasters can't tell the difference.

Bottled water is definitely convenient, but that convenience comes at a cost. Pumping water uses energy; making plastic bottles uses energy; shipping water from distant places uses energy as well. Bottled water has its uses - where there is no safe municipal water, for instance, or as a healthier alternative to soft drinks - but choosing it means making a lot of other serious choices, too. Smater Solution: If you want to carry water with you, why not get a reusable bottle and refill it at the tap?

(Text-Aufsteller auf der Ausstellung "Water H2O = life", American Museum of National History, New York.)


Wasser aus Lourdes. Foto: Localsurfer (flickr.com)

Heilquellen und Lebendiges Wasser

Innerhalb der Trinkwasser-Landschaft nehmen die Heilwässer eine Sonderstellung ein. Während fast jeder Hersteller eines Mineralwassers diesem besondere, (gesundheitlich) positive Zuschreibungen mit auf dem Weg ins Verkaufsregal gibt, darf sich nur eine ausgewählte Anzahl natürlicher Mineralwässer als „heilend“ bezeichnen. In Deutschland werden solche Mineralwässer durch das Bonner Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte geprüft und zugelassen. Wasser aus einer staatlich anerkannten Heilquelle unterliegt nämlich den Bestimmungen des Arzneimittelgesetztes und gilt als Naturheilmittel, dessen Wirksamkeit durch chemische oder physikalische Zusammensetzung nachgewiesen werden muss. In einem Liter Heilwasser müssen sich mindestens 1 Gramm gelöste Mineralien befinden, die sich positiv auf Stoffwechsel und innere Organe auswirken.

Der Einsatz von Wasser in der Therapie ist dabei eines der ältesten Heilmittel der Menschheit. Der Handel mit abgefülltem Quellwasser, dem eine wundersame Heilwirkung zugeschrieben wurde, florierte bereits in der Antike. Die wohl bekannteste, „moderne“ Heilquelle ist Lourdes. Im nördlichen Vorgebirge der Pyrenäen in einer Höhe von 420 Metern gelegen, wurde diese Quelle 1858 von Bernadette Soubirous erschlossen. Mehrfach erschien ihr in der Grotte Massabielle die unbefleckte Empfängnis, personifiziert als weiß gekleidete Frau. Während dieser Erscheinungen begann auch die Heilquelle zu sprudeln, die seitdem tausende von Touristen anzog. Ein beliebtes Mitbringsel ist so bis heute ein Kanister selbstabgefülltes Quellwasser.

Für Konsumenten, die sich das heimische Leitungswasser als Heilquelle erschließen wollen, stehen mittlerweile aber auch eine ganze Reihe von Produkten zur Verfügung. Das Spektrum reicht hier vom bloßen Wasserfilter für den Teegenießer über Osmoseanlagen bis zu Wasserkonvertern. Diese zielen darauf, schädliche "Frequenzen" im Wasser zu eliminieren und dieses feinstofflich zu transformieren: laut Herstellerangaben werden die Moleküle des Wassers durch an der Leitung angebrachte Magnete belebt und zu perfekten Kristallen ausgerichtet.

Heilwasser. Foto: Ela (flickr.com)

Wissenswertes


Luxusgetränk Wasser? Foto: Nils P. (flickr.com)

Trinkwasserverordnung

2001 wurde im Zuge der Umsetzung einer EG-Richtlinie eine neue „Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch TrinkwV 2001“ erlassen. § 1 regelt den Zweck der Verordnung. Dort ist formuliert: „ Schutz der menschlichen Gesundheit vor nachteiligen Einflüssen - durch Gewährleistung von Genusstauglichkeit und Reinheit des Wassers“ und definiert, was unter „Trinkwasser“ zu verstehen ist, nämlich: „Alles Wasser, im ursprünglichen oder aufbereiteten Zustand, das zum Trinken, Kochen, Getränke-/Speisezubereitung, Körperpflege, Reinigung von Gegenständen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen“.

Gemeingut Wasser

Da der Mensch von Natur aus auf Wasser angewiesen ist, gilt es als Gemeingut. Es sollte also nicht überraschen, dass das Gewinnstreben von Wasserkonzernen über kurz oder lang in Widerspruch zum Gemeininteresse gerät. Gefördert durch internationale Finanzinstitute und neoliberale Haushaltspolitik, haben Global-Player wie Vivendi/Veolia, Thames Water oder RWE in den letzten Jahren die Finger nach den Wasserressourcen der Welt ausgestreckt. Neben der Attac-Gruppe Wasser beschäftigen sich auch private Bürgerinitiativen mit den offenen Fragen: www.wollt-ihr-wissen.de

Wasserwirtschaft

Der Wasserwirtschaft kommen eine Reihe lebenswichtiger Aufgaben im urbanen Lebensraum zu. Eine zentrale Aufgabe ist die Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung von Trinkwasser, das mittlerweile auch, durch eine Norm der WHO (Weltgesundheitsorganisation) standarisiert, eine hohe Güte aufweisen muß. Wegen ihren vitalen Bedeutung steht die Wasserwirtschaft in vielen Industrieländern unter behördlicher Kontrolle. Mittlerweile kommt vielen Behörden aber nur noch eine Art Wächterfunktion zu, denn der Handel mit dem Wasser ist längst zu einem kapitalen Geschäft geworden.

So wird in den Zeiten knapper kommunaler Kassen auch in Deutschland zunehmend über eine Privatisierung der Wasserversorgung nachgedacht.

Aber auch die Gewinnung von Brauchwasser und nicht zuletzt die anschließende Entsorgung bzw. Abwasser-Aufbereitung gehört zu den zentralen Aufgaben der Wasserwirtschaft.

Um besiedelte Gebiete bewohnbar zu machen und zu halten, betreibt die Wasserwirtschaft darüber hinaus ein Regen- und Grundwassermanagement. Durch Kanalisation, geplante Versickerung und kontrollierte Einleitung von spontan anfallenden, großen Wassermassen (vom Schmelzwasser bis zum Platzregen) in die bewirtschafteten Gewässer werden Überschwemmungen und Hochwasser vermieden bzw. begrenzt.

Die Bewirtschaftung von Seen und Flüssen ist dabei kein neuzeitliches Phänomen. Bereits seit der Römerzeit greift der Mensch aus ökonomischen, wie ökologischen Gründen in das natürliche Wassersystem ein: so ist der Aquädukt quasi zum Wahrzeichen römischen Siedlungsbaus geworden. Im Zuge der Industrialisierung wurden dann zahlreiche Gewässer begradigt, um diese effektiver und besser kontrollierbar zu machen. Nicht nur in ihrer Funktion als Abwasserweg, sondern auch als Transportmittel und Energielieferant durch Wasserkraftwerke stieg die wirtschaftliche Bedeutung der Flüsse stetig.

Mittlerweile werden einige dieser Baumaßnahmen rückgängig gemacht, waren sie doch primär den Anforderungen der Industrie, und nicht der Natur oder dem Menschen geschuldet. Als neues Aufgabengebiet hat die Wasserwirtschaft so nun die Neugestaltung des postindustriellen, urbanen Lebensraums mit übernommen: Gewässer werden renaturiert und als Naherholungs- und Freizeitgebiet erschlossen.

Nachhaltigkeit

„Das Konzept der Nachhaltigkeit beschreibt die Nutzung eines regenerierbaren Systems in einer Weise, dass dieses System in seinen wesentlichen Eigenschaften erhalten bleibt und sein Bestand auf natürliche Weise regeneriert werden kann.“ (Deutscher Bundestag, 14. Wahlperiode: Schlussbericht der Enquete-Kommission Globalisierung der Weltwirtschaft – Herausforderungen und Antworten Drucksache 14/9200, 12. Juni 2002.)

Kohlensäure

Wenn der Verbraucher zur Wasserflasche greift, so spielt neben vermeintlicher Wassergüte oder Lifestyle-Attitüde noch ein weiteres Element eine entscheidende Rolle: das CO2.
Das Gas Kohlenstoffdioxid ist, je nach Temperatur, gut in Wasser löslich und verbindet sich mit diesem zum H2CO3 – gemeinhin bekannt und geschätzt als Kohlensäure.
Sie bringt das Blubbern ins Wasser und macht es für viele westliche Menschen erst erfrischend und genießbar: so ist die breite Masse der Erfrischungsgetränke ohne Kohlensäure gar nicht denkbar.
Johann Jacob Schweppe brachte im späten 18. Jahrhundert erstmals bewusst Kohlensäure mit Trinkwasser in Verbindung, um dieses für medizinische Zwecke steril zu machen. Zusammen mit dem Apotheker Henri-Albert Grosse gründete er später eine Sodawasserfabrik, deren Name noch heute auf den Erfinder der sprudelnden Erfrischung zurückverweist.


Foto: Robert Josiah (flickr.com)

Zum Weiterlesen

· Metropolitan Consulting Group (2006): Pressemitteilung VEWA – Vergleich Europäischer Wasser- und Abwasserpreise. Berlin.


· Gleick, Peter H., (Hg:) (2004): The World's Water 2004-2005. The Biennial Report on Freshwater Resources. Washington D.C.


· Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (Hg.) (2006): Bericht über die menschliche Entwicklung 2006. Nicht nur eine Frage der Knappheit: Macht, Armut und die globale Wasserkrise.