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Das digitale Desaster der Erinnerung

Plädoyer für eine Kultur des Bewahrens und Aufbewahrens

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Der Umbau der Emscher von einem offenen Abwasserkanal zum wieder naturnahen Gewässer trennt das Gestern vom Heute. In Zeiten von dynamischen Entwicklungen und raschen sozialen und ökologischen Transformationen aber brauchen wir ein kulturelles Gedächtnis als Maßstab und Leitlinie von Veränderung. Da die Formen, Medien und Kulturen von Erinnerung selbst unterschiedlich flüchtig sind, erhält die Materialität des kulturellen Gedächtnisses neue Bedeutung.

Vom Tagebuch zum Iphone – ein Fortschritt?

Auf seinen Reisen Mitte der 1850er Jahre durch „Das malerische und romantische Westphalen“ kam der Schriftsteller Levin Schücking auch durch das Ruhrgebiet. In Oberhausen fand er zwar einen Bahnhof vor, sonst nur eine kaum besiedelte Heidelandschaft, der er aber prophezeite, hier werde mit amerikanischer Schnelligkeit eine Stadt aus den Sandhügeln aufwachsen. Zum „kohlestaub geschwärzten Essen“, der Stadt der „hochragenden, dampfumwirbelten Essen“ notierte er: „Essen selbst ist eine hässliche Stadt, der nur die vor den Thoren liegenden villenartigen Häuser reicher Industrieller einigen Schmuck geben“.
Levin Schücking reiste mit Schreibfeder und Papier und so können wir heute noch seine Berichte lesen, in Archiven seinen Briefen nachforschen. Schließlich vermeldete er all seine Erlebnisse und Eindrücke der von ihm angebeteten Annette von Droste Hülshoff, der „Dichterin der roten Erde“, die ihm mit „ihrer regen und thätigen Theilnahme und ihren Kenntnissen“ zur Seite stand.
Wir stellen uns jetzt einmal vor, eine solche Reise in ein noch unbekanntes Land, eine noch näher zu entdeckende Region fände heut zu Tage statt. Die Notizen würden in einen Laptop eingegeben, Fotos per handy gemacht, die ferne Freundin per email vom blackberry aus oder per sms informiert. Und zwischen durch wird ausgiebig telefoniert, die flatrate macht es möglich.
Es steht zu befürchten, dass nichts von alledem in 150 Jahren nachzulesen sein wird. Zwar würden Dateien angelegt, auf USB sticks archiviert, aber diese Dateien werden verloren sein bzw. es wird nicht mehr möglich sein, sie zu recherchieren, da dann die technischen Voraussetzungen dafür längst in der Vergangenheit angehören.

Medien der Erinnerung und Identität

Bevor es Papier gab, schrieben die Menschen das, was ihnen wichtig war zunächst auf Stein- oder Tontafeln, danach entweder auf das aus Tierhäuten gewonnene Pergament oder auf Papyrus. Die Papyrusstaude wuchs besonders gut entlang des Nils und so wurde Ägypten der wichtigste Produzent und Lieferant dieses Schreibmaterials. Mit dem Aufkommen des Islams versiegte diese Quelle, aber parallel hatten die Chinesen die Herstellung des Papiers erfunden. Die behandelten die Produktionsmethode von Papier aus Fasern der Baumwolle oder aus Textilresten als Staatsgeheimnis. Die Historiker der Spätantike, des frühen Mittelalters vermuten, dass das Geheimnis der Papierherstellung bei der Eroberung von Samarkand im Jahr 704 in die Hände der Araber fiel, die das Verfahren dann weiter entwickelten. Und so schreiben wir bis heute auf Papier und nicht länger auf Pergament, Papyrus oder klopfen unsere Erinnerungen in Steinplatten, von Grabsteinen einmal abgesehen. Papier ist seitdem die unumstrittene Nummer eins, wenn es darum geht, Erinnerungen festzuhalten.
Jedenfalls war das so bis vor gut zwanzig Jahren. Damals ersetzte die Compact Disk zunächst die Schallplatte. Die CD wurde aber zusammen mit der rasanten Entwicklung der Computertechnologie das neue Speichermedium par excellence. Allerdings hat diese rasche Entwicklung auch Verluste mit sich gebracht. Die damaligen, heute gerade mal zwanzig Jahre alten analogen oder digitalen Dateien und die dazugehörenden Speichermedien sind bereits veraltet. So ist es heut zu Tage zwar möglich, Levin Schückings Buch über das malerische und romantische Westphalen in einer hundertfünfzig Jahre alten Erstausgabe zu lesen, nicht aber einen eigenen Text, der vor 15 Jahren auf einer 5 ½ Zoll Floppy Disc abgespeichert wurde.
Nun lässt sich das bei eigenen Texten wahrscheinlich verschmerzen, aber es ist ein erhebliches Problem für Archive, von denen es in Meyers Konversationslexikon von 1890 so schön heißt, dass sie „die Kunde von Tatsachen der Vergangenheit der Nachwelt überliefern“. In den öffentlichen Archiven der Städte und Gemeinden, der Kirchen, der Justiz oder der staatlichen Verwaltung ist unsere Vergangenheit, die ein wichtiger Teil unserer Identität ist, aufbewahrt.

Warum wir Archive brauchen

Die öffentlichen Archive aber haben es im digitalen Zeitalter mit drei Problemen zu tun:
Erstens ist die Haltbarkeit der analogen und digitalen Speichermedien problematisch, jedenfalls ist sie bei den bislang bekannten und verwendeten problematisch. Was technisch so brillant daher kommt, hat diese nicht unwichtige Fehlerquelle. Die Haltbarkeit der CD ROM ist eher begrenzt, jedenfalls ist höchst ungewiss, wie lange die Daten abgerufen werden können. Aber selbst wenn die Datenträger sehr lange halten, so ist dann zweitens die Verfügbarkeit entsprechender Lesegeräte höchst zweifelhaft.
Deshalb wird in allen Archiven diese neue Entwicklung mit großer Sorge betrachtet. Denn anders als beim Papier ist bei der elektronischen Speicherung der Verlust von Daten nicht auszuschließen. Die meisten Fachleute sind sogar der Meinung, dass die modernen Verfahren der Aufbewahrung von Informationen mit Sicherheit zu teilweisem bis gänzlichen Verlust der elektronisch gespeicherten Archivalien führen wird.
Große Archive können sich entsprechend verhalten und zum Beispiel dafür sorgen, dass sobald die aktuell angewendete Technik veraltet, die vorhandenen Dateien auf die neue Technik übertragen werden, also auf die nächste Generation von CDs oder eine neue Computergeneration. Dieses Verfahren, Migration genannt, muss aber immer dann wiederholt werden, sobald eine neue hard- oder software auf den Markt kommt.
Und drittens haben Archive in diesem Zusammenhang auch ein inhaltliches Problem. Mancher Schriftverkehr geht verloren oder existiert einfach nicht mehr. Unsere alltägliche, auch die private Kommunikation bedient sich zunehmend der elektronischen Medien. Ein einfaches Beispiel kann das aufzeigen: Die Soldaten des 1. und des 2.Weltkriegs im vergangenen Jahrhundert schrieben Feldpostbriefe nach Hause, es gab besondere Feldpostämter. Für Historiker, die über Schicksale der Soldaten allgemein oder einzelner arbeiten, waren und sind die in den Archiven gesammelten Feldpostbriefe wichtige Quellen. Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die im afghanischen Kundus stationiert sind, könnten zwar theoretisch auch Postkarten und Briefe schreiben, wahrscheinlich existiert auch noch ein Feldpostamt, aber sie schicken e-mails an ihre Familien und Freunde, schreiben elektronische Kurznachrichten (sms) an Freund oder Freundin oder telefonieren per Satellitentelefon.
Davon wird wenig in den öffentlichen Archiven überdauern.

Öffentliches und privates Gedenken

Aber auch die private, die familiäre Erinnerung, wird auf die meisten Zeugnisse dieser Art verzichten müssen. Das gilt auch für private Fotosammlungen. Von unseren Eltern und Großeltern haben wir oft wunderschöne Fotoalben geerbt, in denen die Familiengeschichte sich spiegelt. Es sind meist Momentaufnahmen. Als sie geknipst wurden, war kein Gedanke daran, dass diese Fotos eines Tages in einem Album zusammengeführt Auskunft geben werden über fast schon vergessene Lebensweisen.
Jede Zeit hat ihre Fotos. Unsere hat Dateien auf Rechnern oder auf USB sticks abgespeichert und die werden in dreißig Jahren für die nächste Generation verloren sein. Obwohl heut zu Tage mehr als je zuvor fotografiert wird – das foto-handy macht es möglich – werden dann weniger Bilder unseres privaten Alltags vorhanden sein. Der digitale Bilderrahmen, der zur Zeit in Mode ist, wird daran nichts ändern, wird die Exotik eines alten Fotoalbums nicht erreichen, geschweige denn übertreffen.
Auch auf eine weitere Quelle wird die lokale und regionale Geschichtsschreibung in Zukunft mehr oder weniger verzichten müssen, eine Quelle, von der sie soviel über Sitten und Gebräuche gelernt hat: Ob Kleingartenverein oder Schützengilde, Sportclub oder Mietergenossenschaft, alle hatten früher sporadisch oder periodisch erscheinende Vereinszeitungen oder Mitteilungsblätter, in denen aus dem gemeinsamen Tun berichtet wurde, Vereinsfeste angekündigt und über Jubiläen ebenso berichtet wurde wie über Geburten und Todesfälle in der Mitgliedschaft. Heute gibt es den übers Internet verbreiteten newsletter. Es besteht wenig Hoffnung, dass daraus Archivgut wird, das eines Tages nachforschenden Menschen hilft, regionale oder lokale Sitten und Gebräuche kennen zu lernen und zu verstehen.

Erinnern und Erinnerung im Ruhrgebiet

Das Rad der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen. Das gilt auch für das digitale Zeitalter, das unserem Leben viele Vorteile beschert hat, denn die schnelle Verfügbarkeit vieler Informationsquellen und die rasche Verarbeitung großer Datenmengen: das sind große Vorteile im beruflichen und privaten Leben. Trotzdem bleibt zum Schluss der Rat auch an die Menschen an Emscher und Ruhr: Schreibt und fotografiert, aber sorgt dafür, das möglichst viel auf Papier ausgedruckt wird, denn Papier ist nicht nur geduldig, sondern nach wie vor die beste Möglichkeit, die eigene und die regionale Erinnerung zu erhalten und fortzuschreiben.
Denkbar wäre es darüber hinaus auch, ein Stück des heutigen offenen Abwasserlaufs zu erhalten, um der Materialität des kulturellen Gedächtnisses Rechnung zu tragen, Das ist zugegeben ein wohlfeiler Rat am Ende eines Textes, der in einem online-Magazin erscheint und wahrscheinlich eine die Zeiten überdauernde Papierform nicht erreichen wird.

Autor: Hermann Korte war Professor für Soziologie an den Universitäten Bochum und Hamburg. Er war zudem Mitglied des P.E.N.-Zentrum Deutschland und Vorstand der Norbert Elias Stiftung in Amsterdam.

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Reisen und Schreiben

Levin Schücking war Bibliothekar, Erzieher, Redakteur und Feuilletonchef in Meersburg, Augsburg und Köln, bevor er Reisejournalist wurde und anschließend als freier Schriftsteller im Sommer in der Nähe von Münster und während der Wintermonate in Rom lebte und schrieb.

Historische Tagebücher und Reiseberichte

Tagebücher, Briefe und Reiseberichte aus vergangenen Zeiten sind einzigartige Zeugnisse der Lebens- und Erfahrungswelten früherer Jahrhunderte. Über sie haben wir auch heute noch Zugang zu den Denkweisen einer längst vergangenen Zeit, die kein Lexikon oder Geschichtsbuch so unmittelbar wiedergeben kann. So zeigt etwa das Buch „Text und Bild in Reiseberichten des 16. Jahrhunderts“, auf welche Weise die Reisen im Entdeckungszeitalter nicht nur den geographischen Horizont der Menschen erweiterte, sondern sie auch zwang, ihre eigenen Werte in der Begegnung mit dem Fremden neu zu definieren.

Identitätsgeneratoren

Ohne Erinnerung ist Identität nicht möglich. Das gilt für Personen wie auch für soziale Systeme. Mittels Ritualen, wie z.B. Gedenkfeiern, in Formen der Erzählung, wie z.B. dem Genre der Autobiografie und in Selbst-Inszenierungen, wie sie bei facebook eingestellt sind, geben Menschen sich selbst eine Form und Geschichte.


Literaturarchive

Die Sammlungen des größten deutschen Literaturarchivs in Marbach überliefern in handschriftlicher und gedruckter, bildlicher und gegenständlicher, audiovisueller und digitaler Form Zeugnisse der Entstehung, Verbreitung, Wirkung, Deutung und Erforschung literarischer und geistesgeschichtlicher Werke. Es gibt Nachlässe von Schriftstellerinnen, Schriftstellern und Gelehrten sowie Archive von Institutionen, z.B. das der Cotta’schen Buchhandlung. Der Zugang zu den Sammlungen steht jedermann als Quelle offen.

Archivieren

Gleichbleibende Temperaturen, Archivkästen, speziell für die Aufbewahrung von Papier konstruiert, unterirdische Stollen; das Archivieren von Vergangenheit ist eine hohe Kunst. Archivarinnen und Archivare haben eine spezielle Ausbildung, oft nach einem grundständigen Studium von Literatur- oder Geschichtswissenschaft.

Elektronische oder traditionelle Archive?

Wie der Einsturz des Kölner Stadtarchivs auf dramatische Weise gezeigt hat, sind eben auch Archive, die Papierdokumente aufbewahren, nicht vor Verlusten sicher. Doch trotz solcher Katastrophen scheinen sie noch immer die verlässlichere und vertrauenswürdigere Alternative zur Archivierung zu bieten. Dass viele Institutionen zusätzlich elektronische Archive anlegen, liegt an den immensen Vorteilen, was die einfachere Vervielfältigung und unkompliziertere Veröffentlichungs- und Verbreitungsmöglichkeiten angeht. Dafür werden bei elektronischen Dokumenten zusätzlich zu den traditionellen Gefahren für Archive durch etwa Feuer- und Wasserschäden neue Verlustmöglichkeiten wie Kompatibilitätskonflikte oder Materialschäden in Kauf genommen.

Linktipp: Feldpost-Archiv

Während des Zweiten Weltkrieges wurden allein auf deutscher Seite 30 bis 40 Milliarden Feldpost-Sendungen versandt – Dokumente, die im Nachhinein tiefe und persönliche Einblicke in den Kriegsalltag an der Front und in der Heimat liefern. In Berlin wurde daher im August 2000 auf Initiative von Ortwin Buchbender mit dem Museum für Kommunikation Berlin ein Projekt zur Sammlung von Feldpost-Korrespondenz aus dem Zweiten Weltkrieg begonnen. Erhaltene Dokumente werden gesammelt, aufbereitet und teilweise online gestellt, um sie der Wissenschaft sowie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. www.feldpost-archiv.de

Spur der Steine

Auch Hochöfen, Gasometer und Fördertürme sind Materie der Erinnerung. Sie prägen bis heute das Gesicht des Ruhrgebiets und zeugen von der 150-jährigen industriellen Vergangenheit der Region und dem nachfolgenden Strukturwandel. Viele der ehemaligen Produktionsstätten stehen unter Denkmalschutz und sind Bestandteil des regionalen Tourismus-Projekts „Route der Industriekultur“, ein etwa 400 Kilometer langer Rundkurs durchs Ruhrgebiet. (Foto: Zeche Nordstern in Gelsenkirchen,
© Meike Emmerich)
www.route-industriekultur.de


Wissenswertes


Stichwort Informationsüberfluss

Viele Menschen nutzen die Möglichkeit, über das Internet eigene Nachforschungen anzustellen und Informationen einzuholen. Wir leben im Informationszeitalter, in dem die Verfügbarkeit von Wissen, aber auch die Abhängigkeit davon größer ist denn je. Daten werden in Zeiten des Web 2.0 nicht länger nur konsumiert, sondern zunehmend auch produziert. Durch die aktive Nutzung erhöht sich aber die große Gefahr, Miss- und Fehlinformationen zu erhalten, da keine Instanz die Informationen verwaltet, aussortiert sowie auf Relevanz und Richtigkeit prüft. Für Nutzer bedeutet das: War es früher schwierig oder aufwendig, Informationen zu einem bestimmten Thema zu beschaffen, so besteht das Problem heute darin, die richtige Information aus einem großen Angebot leicht verfügbarer Informationen herauszufiltern. (Foto: Andrew Magill)

"Inselwissen"

Die Möglichkeit, auf unterschiedlichste Kommunikationsmittel zugreifen zu können, vermittelt den Eindruck, sich jederzeit über alles umfassend informieren zu können. Tatsächlich jedoch sind online erhältliche Informationen häufig unvollständig und nur selten mit Quellen belegt. Dadurch können Sie vom Nutzer nicht korrekt eingeordnet und bewertet werden und das neu erworbene "Wissen" bleibt bruchstückhaft. Um diese Informationen zu einem umfangreichen, nachhaltigen und auch praktisch verfügbarem Wissen umzuwandeln, fehlt vielen Menschen die Muße oder schlicht die Zeit. Das führt dazu, dass man heutzutage von Vielem "schonmal gehört oder gelesen" hat, dieses Wissen aber nicht anwenden oder korrekt weitergeben kann, da Informationen ohne Kontext und Bewertungskriterien ein "Inselwissen" produzieren.

Sind wir reif?

„Wir telefonieren mit Mama und checken dabei Mails“

“Wir googeln die Öffnungszeiten vom Bäcker gegenüber“

“Wir haben Musik für 21 Tage nonstop, aber keinen Urlaub mehr“

“Wir haben online so viele Freunde, dass wir ein neues Wort für die echten brauchen“


Diese und ähnliche Aussagen sorgten vor Kurzem bei einer Werbekampagne der „Welt kompakt“ mit dem Motto "Sind wir reif für eine neue Zeitung?" für Aufsehen. Neben dem klassischen Format bietet die Welt auch eine Kompaktausgabe an, die den Informationsfluss im Internet bewusst in die gedruckte Form integriert und Leser ansprechen will, die sich vom klassischen Zeitungslesen ab- und den Online-Informationsquellen zugewandt haben. Doch wie passt das zu ihrer Kampagne? Gleichzeitig Kritik an der Schnellebigkeit und Informationsflut üben, aber selbst Teil davon sein wollen? Es steckt laut der "Welt" der Anspruch dahinter, dem Leser das Wichtigste des Tages möglichst kurz und knapp zusammenzustellen. Führt das aber nicht dazu, dass der Leser aus den ohnehin schon kürzeren Einzelnachrichten wiederum nur einige wenige, für ihn ansprechende Informationen aufnimmt? Und verursacht das nicht wiederum Inselwissen?

Fotoprojekt Emscher Zukunft

Auch das mittlerweile eingestellte bridges Fotoprojekt Emscher Zukunft beschäftigte sich mit dem Wandel in der Region und seiner fotografischen Dokumentation für die Nachwelt. In jährlichen stattfindenden Wettbewerben konnten Profi- und Amateurfotografen Bilder von ihrer Sicht auf das Leben an der Emscher einschicken. Durch die eingehenden Fotos entstand so über die Jahre hinweg ein Archiv des Wandels, das nicht neutral dokumentiert, sondern die Perspektiven der Bewohner einbezieht und widerspiegelt.

Biologischer Speicher

Die Natur hat ihren eigenen Weg, Informationen teils über Jahrmilliarden weiterzugeben: Erbinformationen in den Genen von Lebewesen werden mit jeder neuen Generation reproduziert und bei Bedarf repariert oder auf neue Bedürfnisse angepasst. Diese raffinierte Methode der Langzeitspeicherung wollten sich auch US-Informatiker im Bundesstaat Washington für eine Nutzung durch den Menschen aneignen. Ein Team um Pak Chung Wong vom Pacific Northwest National Laboratory in Richland übersetzte den Text eines Kinderliedes in Stränge von DNA-Basenpaaren, die es in Bakteriengene einschleuste – und zwar gezielt an solchen Stellen, wo sie die lebenswichtige Erbinformation nicht störten. Nach etwa hundert Bakteriengenerationen lasen die Forscher die Strophen mit üblicher Sequenziertechnik wieder aus – in unveränderter Form. (Quelle: die Zeit)