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Spannungsfelder

Schaufenster des Wandels zwischen „Oben und Unten“, „Bleiben oder Gehen“

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Entlang der Emscher, von der Quelle des Flusses bis zu seiner Mündung, markieren "Schaufenster des Wandels" die Themen, Dimensionen, Probleme, Chancen und Perspektiven von Veränderung. Dabei ist das, was in den „Schaufenstern“ ausgestellt wird, selten eindeutig. Da Wandel zumeist zwei Seiten hat – die von Verlust und die von Neuanfang – ist in jedem „Schaufenster“ auch ein „Spannungsfeld“ zu betrachten: zwischen „Oben und unten“, „Alles oder Nichts“, „Bleiben oder Gehen“.

Schaufenster des Wandels

Globalisierung, Strukturwandel, Demografischer Wandel sind aktuelle Schlagworte der sozialen Veränderung. Als globale Themen zeigen sie lokale Wirkungen und Ausprägungen. Ein Beispiel für verschiedene Momente sozialer Transformation ist die Emscher-Region. Hier kann schlaglichtartig gezeigt werden, wie sozialer Wandel aussieht und was er bedeutet. „Schaufenster des Wandels“ thematisieren gesellschaftliche Entwicklungen, wie Entstehung neuer Lebensstile, Verknappung von Arbeit, Dynamisierung von sozialem Aufstieg und sozialem Abstieg, Einwanderung und Abwanderung, Verstädterung und Schrumpfung, Verunsicherung in der Daseins-Vorsorge: Wohnen, Wasser, ÖPNV, Energie und Zukunftstechnologien. Ein „Schaufenster des Wandels“ beispielsweise, das regionale Prozesse von Verstädterung und Schrumpfung von Städten in den Blick nimmt, lässt Differenzierungen und vielfältige Spannungen sichtbar werden.
In der industriellen Entstehungsgeschichte des Ruhrgebiets ist eine Stadtlandschaft entstanden, die sich den Kategorien Wachstum/Schrumpfung weitgehend versperrt. Weder die traditionellen Begriffspaare Metropole/Provinz noch die neueren wie Zentrum/Peripherie - und auch nicht der aktuellste Definitionsversuch der „Zwischenstadt“ sind in der Lage, die besondere Dispersion dieser Agglomeration zu beschreiben. Das Ruhrgebiet ist ein Hybrid, der Elemente und Verdichtungsformen gleichzeitig enthält und in dem sie sich historisch überlagert und durchdrungen haben.
Es befinden sich Elemente der alten europäischen Kernstadt in unmittelbarer Nähe zu hypermodernen Shoppingmalls amerikanischer Machart, die von verwilderten oder restaurierten Industriebrachen umgeben sind. In unmittelbarer Nachbarschaft zu städtischen Verdichtungsbereichen befinden sich klassische und noch aktive Bauernhöfe und Reste von dörflichen Strukturen, die wiederum mit neuen Dienstleistungs- und modernisierten Industriestrukturen verwoben sind.

Shoppingmalls, umgeben von Industriebrachen

Auch die über die ganze Agglomeration verbreiteten Arbeitersiedlungen lassen sich weder von ihrer städtebaulichen Struktur noch von ihrer sozialen Besetzung mit Begriffen wie „suburban“, „peripher“ oder „zwischenstädtisch“ kategorisieren. Diese baulich-räumliche Struktur wird, und das zeichnet insbesondere das Emschertal aus, bis in ihre verdichteten Bereiche hinein von einer Freiraum-, Grün- und Alleenlandschaft durchdrungen. In ihr sind gartenstädtische Traditionen eingebettet, sie zeigen aber auch Momente von Verwilderung der Freiräume sowie absichtlich oder natürlich „renaturierte“ Brachflächen, künstliche Berglandschaft aus begrünten Halden und Deponien.
Wirkung und Bedeutung von "Wandel": Für das Verstehen von „Wandel“ ist deshalb ein Umgang mit Uneindeutigkeit und Vielfalt unerlässlich. Die Wirkungen und Bedeutungen von Wandlungen werden breit kommuniziert, kontrovers diskutiert und unterschiedlich erfahren, bearbeitet und zum Ausdruck gebracht.
Die kulturelle und künstlerische Auseinandersetzung mit den Veränderungen im Emschertal variiert demzufolge mit den Orten, Personen und der Dynamik und dem Fokus von Veränderung. Sie ist auf drei Bereiche von „Wandel“ fokussiert:
· Umgang mit Natur und Landschaft
· Neue Aneignung und Nutzung von Räumen
· Partizipation von Einheimischen und Zugewanderten

Gärten als angeeignete Natur

Am Rüpingsbach in Dortmund-Schönau und Dortmund-Barop wird ein Projekt realisiert, in dem Künstler und Bevölkerung gemeinsam einen Skulpturengarten entwickeln und gestalten. In dem als „Bürgergarten“ konzipierten Projekt sollen kulturellen Erfahrungen der unterschiedlichen Anwohnergruppen und lokale Geschichtsbezüge eingehen und in Form von Skulpturen, Fotografien und Sprache dialogisch inszeniert werden. Da aufgrund des Emscher-Umbaus für viele Anlieger der Emscher und ihrer Nebenflüsse eine neue Wohnsituation entsteht, in der sie nunmehr am Wasser wohnen, soll die Idee des „Leben am Wasser“ zusätzlich thematisiert werden.
www.emschergarten.de

Kunst als Mittel zum Dialog der Kulturen

Die Verschiedenheit von Kulturen – Fachkulturen, Szenen, Ethnien – wird im Prozess des Emscher-Umbaus deutlich sichtbar. Sie zeigt sich in der Begegnung von Experten und Anwohnern, von Ingenieuren und Lehrerinnen und Lehrern, von türkisch stämmigen und russlanddeutschen Bewohnern, die sich im Prozess des Emscher-Umbaus begegnen und ihre unterschiedlichen kulturellen und kommunikativen Umgangsformen miteinander gestalten.
Kunst und künstlerische Ausdrucksformen kommt in diesem Prozess eine wichtige Funktion zu, da sie mit Elementen und Symbolen arbeitet, die oft quer zu den gängigen kulturellen Differenzierungen liegen. Sie begleiten deshalb als Bestandteil den Prozess des Emscher-Umbaus.
www.emscherzukunft.de

Autorin: Prof. Dr. Katharina Liebsch ist Professorin für Soziologie an der Goethe Universität Frankfurt.

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Emscher aus der Luft www.photoheli.de © Emschergenossenschaft

In Planung

In Planung befindet sich die Neugestaltung und kulturell diversifizierte Nutzung eines Areals bei Oberhausen. In dem Gebiet, auf dem heute das Stadion Niederrhein und diverse Trainingsanlagen befinden, sollen zukünftig auch ein „Haus des Wassers“, ein Emscher-Lehrpfad sowie ein neuer Sportpark neue Betätigungsfelder für alle Bevölkerungsgruppen schaffen. Angebote für Familien mit Kindern und für ältere Bürginnen und Bürger sind geplant.

Das Tor zur Emscher-Insel

Spannungsfeld zwischen Zusammen und Allein.
Was wir allein nicht schaffen, sollten wir zusammen tun, ohne zu vergessen, dass wir alleine sind.
www.oberhausen.de
www.emscherumbau.de


Die magischen Kanäle

Das Bild des Kanals als eine künstlich hergestellte, begradigte, häufig einbetonierte und zivilisierte Form des Flusses wird in der Ausstellung „Die magischen Kanäle“ thematisiert. Installationen und Videos der Künstlerin Claudia Schmacke dokumentieren die Historizität des Kanals und machen damit deutlich, dass der Kanal keineswegs so statisch-gradlinig sein muss, wie er uns heute erscheint.
www.kuenstlerhaus-dortmund.de

Wissenswertes


Besinnung und Bewegung

Mit der Restaurierung des für die Region typischen „Westhellweghofes“ ist ein Symbol für das neue Emschertal entstanden: Der Emscher-Quellhof. In den vier Räumen des Haupthauses findet sich eine ständige Ausstellung, die Geschichte des Hofs, den Alltag des ländlichen und bäuerlichen Lebens thematisiert und den Ablauf und die Ziele des Emscher-Umbaus vorstellt. Auf einer Aussichtsplattform können Radwanderer und Spaziergänger auf den Emscherquellteich und das Haupthaus blicken und sich von „Wasser-Worten“, Zitaten aus klassischer Lyrik und Prosa rund um das Wasser als Lebensquell inspirieren lassen oder einfach nur entspannen.
www.eglv.de